Hirten brauchen keine große Tasche

3. Mai 2015

Bei Nasenbluten hilft das namensgleiche Kraut

Jesus hat sehr viele Ehrentitel. Er selbst nimmt in der Bibel die alltäglichen Bilder seiner Lebenswelt zur Hand, um seine Sendung zum Heil der Menschen samt der ganzen Welt zu beschreiben. Steht in diesem Zusammenhang am heutigen Sonntag der Weinstock im Vordergrund, wenn in den römisch-katholischen Hl. Messen das Evangelium verlesen wird, so war es eine Woche zuvor der Gute Hirte, der sein Leben nicht schont. Ein Hirte, den viele nur mehr aus Erzählungen längst vergangener Zeiten kennen, muss flexibel bleiben, um jederzeit mit seiner Herde den Stand- und Weideort wechseln zu können. Viel Gepäck ist dabei nur hinderlich. Im Kreuzblütler Hirtentäschel (Capsella bursa-pastoris) haben wir einen signifikanten Verweis darauf, wie eben früher die ledernen Taschen der umherziehenden Begleiter der Schafe ausgesehen haben. Man achte nur auf die Form der Früchte dieses Krautes. Generell stellt sich natürlich die Frage, wie unsere Vorfahren mit ihrem durchwegs bescheidenen Lebensstil zurechtkamen, wenn es galt, sowohl die Arbeit zu erledigen als auch bei Leiden und Krankheiten das im wahrsten Sinne des Wortes Not-Wendige heranzuziehen. Aufgrund des Fehlens mobilisierter Zustelldienste und daheim lagernder Medikamente war die Natur die einzige Speicherkammer der Rohmaterialien sowie der Heilmittel. Das wussten natürlich auch die nomadisierenden Hirten, die zusätzlich auf ein gemauertes und ziegelgedecktes Refugium verzichten mussten. Heute besinnt man sich gottlob wiederum mehr darauf, die Schätze der grünen Natur zu heben und zu verwenden. Auch wenn es sich um vergleichbar kleine Übel wie etwa Nasenbluten handelt, muss ja nicht gleich eine chemische Keule herhalten, um den Normalzustand wiederherzustellen. Im Hirtentäschel finden wir die Wirkkräfte, die uns auch in diesem Fall kein Geld und keine Anfahrtswege abverlangen. Wir brauchen dazu nur Zeit und die liebende Aufmerksamkeit für die Menschen und deren grünende Umgebung. Und ein Dankeschön dem Herrgott gegenüber kann zusätzlich sicher nicht schaden!

Pflanzensaft bei Nasenbluten:

Hat man in seiner näheren Umgebung in genügendem Ausmaß das Hirtentäschel-Kraut wachsen, so kann man aus den oberirdischen Pflanzenteilen des Gewächses den frischen Saft auspressen. Damit wird ein Wattebausch getränkt, den man im Falle des Platzens eines Äderchens in der Nasenhöhle in die Öffnung der Nase steckt und einige Zeit darin belässt. Hirtentäschel ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya