Osterfest und Pessachmahl

2. April 2015

Bitterkräuter als Symbolträger

Wenn am heutigen Tag das Letzte Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern als Festinhalt den Ton angibt, so dürfen wir zurückgehen, um in die historische Lebenswirklichkeit Christi einen Einblick zu nehmen. Natürlich hat der Sohn Gottes keine Hl. Messe im heutigen Sinn gefeiert, als er mit seinen Aposteln zu Tische saß (oder nach damaliger Sitte: lag). Das jüdische Pessachmahl wurde nämlich an jenem Tag vorbereitet und abgehalten. Diese rituelle Versammlung ist ein wichtiger Bestandteil des jüdischen Festkreises, in deren Ablauf auch Bitterkräuter eine Rolle spielen. Generell erinnert man sich bei der Pessach-Feier an die Errettung des Volkes Israel aus der Knechtschaft des antiken ägyptischen Reiches. Im Buch Exodus des Alten Testamentes der Bibel kann jeder diese Erzählung im 12. Kapitel nachlesen. In ihrem bitteren Geschmack geben die verwendeten Kräuter einen sinnlich erlebbaren Hinweis auf die schmerzlichen Umstände des Lebens im Land der Knechtschaft. Andererseits sind derart beschaffene Pflanzen in der Tradition der Heilkunde aller Völker durchaus positiv behaftet. Man weiß z. B., dass das Trinken eines bitteren Getränkes kräftigt, zudem agil und froh macht. Und so ist es heute am Gründonnerstag meiner Meinung nach wichtig, beide Seiten unserer Existenz zu bedenken. In unserem alltäglichen Gebrauch dürfen wir die zellstärkende und verdauungsfördernde Wirkung von Bitterkräutern sinn- und maßvoll einsetzen, um heil zu bleiben oder schlimmstenfalls so manche „Knechtschaft“, die eine unvernünftige Lebensweise mit sich bringt, wiederum zu minimieren oder gar abzuschütteln.

Die Lebertätigkeit begünstigen:

In der Liste der zahlreichen Kräuter, deren Bitterstoffe sich heilsam auf die Verdauung auswirken, sind auch jene enthalten, die unsere Leber unterstützen und den Gallenfluss aktivieren: dazu zählen vor allem der Beifuß (= Wilder Wermut), die Wurzel des Löwenzahns, die Wegwarte, der Hopfen und die Mariendistel. Auf verschiedene Weise können diese ab und zu Verwendung finden. Am besten bereitet man sich hin und wieder eine Schale Tee mit einem dieser Kräuter zu oder trinkt Teemischungen, in denen eine oder mehrere der genannten Heilpflanzen enthalten sind. Beifuss ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya