Ein Bett aus Herbstlaub

19. November 2014

Die Esche macht’s möglich

Es war vor fast 30 Jahren. Da habe ich wirklich einmal in fernen französischen Gefilden unter freiem Himmel übernachtet. Um Geld zu sparen, hat das mein damaliger Novizenmeister auf einer Fahrt auf den Spuren des heiligen Norbert so vorgeschlagen. Nun, ganz ehrlich: gemütlich war’s nicht. Aber ich war um eine Erfahrung reicher. Unter einem Eschenbaum (Fraxinus excelsior) kommt man normalerweise schon weicher zu liegen, wenn dementsprechend viel Laub darunter liegt. Das federt nicht nur ab, sondern hat zusätzlich noch eine gute Ausstrahlung, die sich schmerzlindernd und beruhigend auf den Organismus auswirkt. Wenn wir zurückdenken an frühere Jahrhunderte, so war es durchaus gang und gäbe, statt Federn von Vögeln auch pflanzliches Material zur Gestaltung seiner Bettstatt heranzuziehen. Und dazu hat man nicht nur Stroh, das von der sommerlichen Getreideernte übrigblieb, als geeignet erachtet. Interessanterweise machen sich Tiere, die sich im Besitz einer wärmesichernden Behaarung in Form eines Fells befinden, meist eine Lagergrube, die nicht unbedingt mit Laub oder Gras ausgepolstert ist, wenn ich z. B. an die Rehe oder Hasen denke. Wir jedoch würden mit bloßer Haut in freier Natur zugrunde gehen, vor allem jetzt bei den tiefen Temperaturen. Aber in der heutigen Kolumne geht es nicht in erster Linie darum, sich weich zu betten. Vielmehr soll sich unser Gedächtnis dessen entsinnen, was schon unsere Altvorderen im Gespür bzw. in deren Erfahrungsschatz gespeichert haben: Laub von Eschen ist vielseitig verwendbar. In grünem Zustand kann es als Futter zur Gesunderhaltung des Viehs einen brauchbaren Beitrag liefern. In getrockneter Form wiederum ist es sowohl als Einstreu wie eben auch als Unterlage im menschlichen Schlaflager zu gebrauchen. Einen Versuch ist es auf jeden Fall wert.

Rheumakranke und Eschenlaub:

Wer von Rheuma betroffen ist, kann ein Lied von den negativen Begleiterscheinungen singen. Eine Weise der Linderung dieses Leidens kann es sein, in einen selbstgenähten Leinensack eine Füllung von getrocknetem Eschenlaub und getrockneten Farnblättern zu gleichen Teilen zu geben. Diesen legt man dann unter das Leintuch und lässt ihn einige Zeit lang als Unterlage im Bett liegen. Bald wird man sich an die Anwesenheit des Laubes gewöhnt haben und ruhiger schlafen. Eschenblätter und Blüten ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya