Unzählige Hände in Blattform

20. Oktober 2014

Das Laub fällt nun vom Ahornbaum

Wenn der Wind vor einem Sommergewitter durch die Baumkronen pfeift, dann klingt es wie ein großer Applaus. Wem dieser wohl gilt? Der Abkühlung, dem ersehnten Regen oder gar dem Schöpfer, der uns Gutes sowie auch Unbegreifliches zumutet? Der Ahornbaum (Acer) mit seinen verschiedenen heimischen Arten hat sicher in den verflossenen Monaten ebenfalls geklatscht, als die Luft mit großer Geschwindigkeit einherbrauste. Mit dem Herbstwind fallen nun die Blätter aus den Kronen. Goldgelb sinken sie zu Boden, um in einem schönen Kleid sich für dieses Jahr zu verabschieden. Nehme ich ein herbstliches Ahornblatt in die Hand, dann scheint es, als ob der Baum mir gleichsam mit seinem Blatt, die handähnlich geformt ist, diese zum Abschied reichen möchte. Aber warum Abschied? So Gott will, überdauert der Ahorn noch Jahrzehnte, wenn nicht Jahrhunderte. Und trotzdem ist das Jetzt wichtig. In ihm kann ich all das ergreifen, was mir die Gaben der Natur mit auf den Weg geben. Dazu gehört unter anderem auch das Ahornholz, das in der Einrichtungsbranche sehr beliebt ist. Beherrscht jemand die Kunst des Drechselns, wird er ebenfalls dieses herrliche Material schätzen. Um Anhaltspunkte für eine anderwärtige Nutzung der Ahornbäume zu finden, fällt vielleicht manchem das ferne Kanada ein, in dem seit den Zeiten der ausschließlich indigenen Bevölkerung der Ahornsirup hergestellt und benutzt worden ist. Bis heute hat dieser dort einen hohen Stellenwert. Es gibt aber auch die Verarbeitung der Blätter des Ahorns in unseren Breiten. So kann man z. B. im Sommer zarte Ahornblätter ähnlich wie Sauerkraut einlegen und milchsauer vergären lassen. Auf diese Weise bleibt es haltbar und kann in den Wintermonaten als eine eigene und ausgefallene Art Gemüse verspeist werden. Schön, dass es die Ahornbäume gibt. Jedes Jahr reichen sie uns förmlich in ihren Blättern die Hand, um uns ganz einfach nicht alleine zu lassen.

Rohkost vom Baum:

Im Frühjahr und Sommer kann man frische Ahornblätter als Rohkost zubereiten, im Winter und im Vorfrühling wiederum die Knospen. Diese schmecken zuerst säuerlich und werden im Laufe des Kauens als süß empfunden. Der Körper erhält auf diese Weise nicht nur Ballaststoffe, sondern auch eine Unterstützung, um besser zu Ruhe und Ausgewogenheit zu kommen. Ahornbaum im Herbst ⓒ Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya