Den heimischen Hagebutten den Vorzug geben
Süß und sauer sind nicht nur die Speisen, die unseren Gaumen dementsprechend reizen, sondern es sind dies genauso Bewertungskriterien, die wir an uns selbst anlegen. Meist ist damit ein Hang zu zuckerhaltigen Mehlspeisen oder Backwaren gemeint sowie z. B. ein Appetit auf eine saure Presswurt beim Heurigen. Dann klingt es kaum verwunderlich, wenn jemand von sich selbst behauptet, sie sei eine „Süße“ bzw. er ist ein „Saurer“. Wie ist es aber in dieser Hinsicht um die Hagebutten bestellt, die nun bereits an den Büschen in voller Reife prangen? Ich denke, dass die eingangs erörterte Kategorisierung die Hetscherln ziemlich kalt lässt. Uns intelligenzbegabten Zweibeinern sollte es aber nicht egal sein, was alles an Köstlichkeiten die Lippen und die Zunge passiert. Immerhin sind wir bei der Zubereitung der sonntäglichen Nachspeise schon selbst verantwortlich, vor allem dann, wenn uns das „Zepter“ für den Bereich Küche verliehen wurde. Es ist ja nichts gegen ein Verarbeiten der reichlich zur Verfügung stehenden exotischen Früchte einzuwenden. Hat diese Vorliebe aber ein Geringschätzen der einheimischen Beeren, die gerade in der Saison des Herbstes frisch und mit wenig Aufwand zu haben sind, zur Folge, dann wäre es ungemein schade für die Mühe, die sich der Schöpfer seit Menschengedenken angedeihen lässt, um uns das Lebensnotwendige im wahrsten Sinne zuwachsen zu lassen. Unser Immunsystem braucht zu jeder Jahreszeit eine gute und natürliche Unterstützung. Jetzt im Herbst wird diese vor allem durch die Hagebutten gewährleistet. Warum also in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah. Alternativ leben und kochen bedeutet mittlerweile auch, verstärkt auf das jahreszeitliche Angebot der uns unmittelbar umgebenden Natur zurückzugreifen. Ein angefügtes Rezept mag durchaus die Fantasie der Küchenkräfte anregen.
Creme aus Hagebutten:
Eine Menge von 500 g an Hagebutten wird in 1/4 Liter Wasser weichgekocht. Danach durch ein Haarsieb treiben und nochmals passieren, um die feinen Härchen der Samen wegzubringen. 3 Eigelb werden hierauf mit 150 g Honig, etwas geriebener unbehandelter Zitronenschale und ganz wenig Vanillepulver zu einer Creme aufgeschlagen. Einen Schluck Weißwein dazugeben und das fertige Hagebuttenmark darunterziehen. Die fertige Creme zum Schluss in Schlüsselchen füllen und mit ein wenig Schlagobers garnieren. Guten Appetit!
Hagebuttenzweig ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya