Ein großer Tag

15. August 2014

Das Labkraut zum Lob Gottes und der Menschen Heil

Am 15. August feiern die Kirchen des Ostens und des Westens gleichermaßen den Heimgang der Gottesmutter Maria. In vielen Kirchen, deren Patrozinium der heutige Festtag ist, finden wir große Gemälde mit dem leeren Grab der Mutter Jesu. Darauf kann man oft sehen, dass diese Begräbnisstätte mit blühenden Rosen übersät ist, während der Leib Mariens zum dreifaltigen Gott in den Himmel erhoben wird. Am Feldrain steht neben den abgeernteten Feldern nun das Echte Labkraut. Mitsamt anderen schönen Blumen versinnbildlicht sein Wohlgeruch etwas, das diametral allen sonstigen sinnlichen und geistigen Erfahrungen mit Sterben und Tod entgegensteht. Aus den biblischen Erzählungen über das Leben der Jungfrau aus Nazareth wissen wir, dass sie sich im Leben dadurch voll verwirklicht hat, indem sie auf Gott gehört und all ihr Sein für Jesus und die Ihren hingegeben hat. Im Blick auf Maria dürfen auch wir den Mut fassen, aus unserem oft ängstlichen Ich herauszusteigen, um den Raum und die Möglichkeit zu schaffen, mit Gottes Hilfe für andere da zu sein. Der heilige Augustinus schrieb in der ältesten Klosterregel des Abendlandes, dass Menschen, die im Leben auf Gott hören und sein Wort befolgen, einen Wohlgeruch verbreiten, der die anderen auf die Nähe Gottes aufmerksam macht. Wer heute ein gesegnetes Kräutersträßchen in Händen hält, verbreitet ebenfalls den Duft der Kräuter, der uns anspornt, wie die Pflanzen zum Lob Gottes und zum Heil der Menschen da zu sein.

Mit Labkraut den Tag abschließen:

Das Gelbe Kraut (Galium verum) besitzt in manchen Gegenden auch den volkstümlichen Namen „Muttergottesbettstroh“. Seit alters her wird es gerade am 15. August gesammelt und getrocknet. Ein Tee, der daraus im Heißaufguss zubereitet wird, kann einige Zeit lang am Abend getrunken werden, um verschiedene Hautleiden zu lindern. Er dient weiters als natürliches Beruhigungs- und Besänftigungsmittel. Gerne legt man das getrocknete Labkraut zudem in der Nähe des Bettes auf, um ungünstige Einflüsse in diesem Bereich abzuschirmen. Gelbes Labkraut ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya