Erfrischend und reinigend

6. Juni 2014

Die Walderdbeeren liefern auch Blätter

Der hl. Norbert von Xanten gründete Anno Domini 1120 im französischen Prémontré das erste Kloster, aus dem in der Folge der Orden der nach diesem Ort benannten Prämonstratenser erwachsen sollte. Vor dieser Zeit zog der bekehrte Gottesmann umher, um als Wanderprediger seine Zeitgenossen auf Gott aufmerksam zu machen. Sein Lebensstil war äußerst karg. Wahrscheinlich genoss er beim Umherziehen auch die Früchte, die im Wald zu finden waren. Die kleinen und schmackhaften Erdbeeren standen sicher auf dem Speisezettel während seiner Touren durch die Landstriche. Für uns ist diese Art, die Tage zu gestalten, heute kaum vorstellbar. Dennoch besinnen wir uns vermehrt auf die einfachen Dinge, auf das Alltägliche. Das Motto „Wozu in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah“ behielt ja über die Jahrhunderte seine Gültigkeit. Um nicht bei einer mit Sauerrahm oder mit Obers angerichteten Creme aus frischen Walderdbeeren ganz ins Schwärmen zu kommen, schaue ich diesmal lieber auf die weiteren Gaben rund um die begehrten Früchte. Vom Beerenobst, im Speziellen von Brom-, Him- und eben Erdbeeren lassen sich nämlich auch die grünen Blätter naturheilkundlich anwenden und verwerten. Durch ihre Gestalt weisen sie augenscheinlich darauf hin, dass sie den inneren Organen des Menschen mit ähnlicher Form dienlich sein können. Dieser medizintheoretische Ansatz leitet sich von der so genannten Signaturenlehre ab, die vor allem der berühmte Arzt Paracelsus einst propagierte. In der Bescheidenheit, die ich eingangs dem hl. Norbert zubilligte, dürfen auch wir nach dem Ausschau halten, was der Schöpfer ganz in unserer Nähe wachsen lässt, um unser Leben zu bereichern. Ein aufmerksamer Spaziergang durch die Natur genügt oft schon, um die Wege dorthin zu finden.

Beerenblätter fürs Bad:

Von den angesprochenen Walderdbeeren (Fragaria vesca) nimmt man 150 g getrocknete und zerkleinerte Blätter und übergießt sie mit ca. 2 Liter kochendem Wasser. 20 Minuten ziehen lassen. Danach abseihen und ins Badewasser leeren. Die dadurch erfrischende und reinigende Wirkung dieser Anwendung hat auch regulierende Folgen für die Funktion des Darmes. Walderdbeere ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya