Sehnsucht nach dem Herbst?

9. Mai 2014

Die Eberesche bereitet das Reifen vor

Im Jetzt leben. Das Ganze aber nicht übersehen. Dem Leben einen Sinn geben. Und das Ziel für sich entdecken. Auch wenn dieses noch nicht sichtbar ist, den Aufbruch wagen. Entlang des Weges stehen Ebereschen. Zierlich in ihrer Schönheit, mit jungem Grün geschmückt. Wenn man andere Namen für diesen Baum aufzählen wollte, so sind diese folgende: Vogelbeerbaum, Amselbeere, Drosselbeere, Gimpelbeere. Der wissenschaftliche Begriff wiederum lautet Sorbus aucuparia. Es ist ein Rosengewächs, mit dem wir es zu tun haben. Aber ist dies nur für die Vögel gut? Immer mehr öffnet sich dieser schmucke Baum, dessen Blüten wie weiße Festtagsschirme in den Zweigen hängen. Jetzt ist die Zeit dafür. Würde sie stehen bleiben, wäre kein Reifen möglich. So bleibe ich stehen und verwende die Vogelbeere als Spiegel. Für mich. Nicht um zu erkennen, wie schön ich bin. Das ist oft ganz relativ. Aber im Innern ist auch für mich als Mensch der Sinn, die Bestimmung, das Ziel. Ich muss es nicht erfinden, es nicht krampfhaft herstellen. So wie die Eberesche dem wechselnden Wetter ausgesetzt ist und mit ihren Wurzeln das Überleben sichert, so ist es auch mir möglich, im oft häufig sich ändernden Leben einen Halt zu bewahren, der nicht von äußeren Umständen definiert oder bedroht werden kann. Die Eberesche ist ein edler Baum. Ich mag ihn. Nicht umsonst säumt er den Weg am Karpfenteich neben meinem Kloster. Viele gehen an den schlanken Gewächsen vorüber. Tag für Tag, ohne sie zu erkennen. Vielleicht auch ohne sich selbst zu kennen. Wo führen die Schritte derer, die des Weges ziehen, hin? Hat ihr, hat mein Leben ein Ziel? Auch wenn wir es momentan nicht in Worte fassen können oder es gar nicht zu erwägen wagen: das Reifen führt uns allmählich dorthin. Die Eberesche und mich. Wem darf ich mich also öffnen? Wohl gar dem Schöpfer?

Vogelbeer-Kaltauszug:

Getrocknete Beeren der Eberesche hernehmen und 2 schwache Esslöffel davon in 1/2 Liter kaltem Wasser über Nacht ansetzen. Am Morgen dann abseihen und tagsüber trinken. Alle, die unter Nierenbeschwerden leiden, können dies als begleitende Maßnahme anwenden. Eine Absprache mit dem Arzt wird aber in akuten Fällen angeraten. Eberesche ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya