Stöbern in alten Büchern

14. Februar 2014

Am Beispiel der Walnuss

Ein altes Buch hat immer eine eigene Aura. Und einen eigenen Geruch. Je nachdem, wo und wie es gelagert wurde, ist es durchaus auch ein wenig ein sinnlicher Genuss, an den einzelnen Blättern zu riechen. Und es macht eine Freude, darin zu lesen. Mit der heutigen Kolumne möchte ich einladen, etwa mit dem Walnussbaum eine Freundschaft zu schließen. Ja, geht denn das überhaupt? Mit einer Pflanze? Die Antwort gibt uns das Buch „Kräutersegen“, das 1896 in Donauwörth gedruckt wurde: „Der Walnußbaum ist einer der treuesten Schützer und Wächter des Hauses. Derselbe stammt, wie der Pfirsichbaum, aus Persien, wurde von da nach Griechenland und später nach Italien gebracht und kam dann über die Alpen auch zu uns. … Fragen wir den Nußbaum, inwiefern er verdiene, Schutz und Hut des Hauses genannt zu werden, so wird er uns antworten: ,Nicht allein deswegen, weil ich dessen Eingang bewache und meinen schützenden Schatten über dasselbe ausbreite, verdiene ich diese Titel, sondern weil in den verschiedenen Teilen meines Baumkörpers – mit alleiniger Ausnahme des vom Tischler sehr geschätzten Holzes – ebenso viele wohlthätige Säfte kreisen, nach denen der Hausvater sozusagen nur die Hand auszustrecken braucht, um ihren die Gesundheit schützenden und bewachenden Einfluß für sich und die Seinen zu erproben!’ In der That gebührt dem Nußbaum einer der ersten Plätze unter den Heilmitteln der Hausapotheke.“ Ich denke, wenn man diesen alten Text liest, bekommt man so richtig einen zu Herzen gehenden Appell, um mit einem Lebewesen namens Walnussbaum (Juglans regia) wirklich eine engere Beziehung einzugehen. Ausnahmsweise soll der praktische Tipp heute auch aus dem oben zitierten Buch wiedergegeben werden. Die folgenden Worte mögen samt ihrer Rechtschreibung angesichts des Faschings zum Schmunzeln anregen!

„Nußblätterthee (!)

Der Thee wird mit einer Prise zerschnittener Blätter bereitet, über welche man eine kleine Tasse voll siedendes Wasser anbrüht. Zum Gebrauche muß er gezuckert werden, damit er angenehm zu trinken ist. Ulsamer (= Autor eines Kräuterbuches) empfiehlt, dem Kranken 2 bis 3 Tassen davon schon zum Frühstück zu reichen. Das noch fehlende Quantum kann ihm tagsüber, etwa alle 3 Stunden, zu je 3 bis 4 Eßlöffel voll gegeben werden.“ In der Volksheilkunde wird Walnussblätter-Tee seit eh und je zur Blutreinigung, äußerlich für Waschungen und Bäder bei Drüsenschwellungen, Ekzemen, Akne, Schuppenflechte und eitrigen Ausschlägen angewandt. Walnuss ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya