Die Erinnerung wach halten

9. Dezember 2013

Das Immergrün zählt dazu

Die Archäologie ist eine unheimlich spannende Wissenschaft. Überall auf der ganzen Welt finden sich Spuren von ehemaligen Siedlungen oder prächtigen Tempelanlagen bzw. Kirchen, denen man durch Zufall oder mittels gezielter Grabung auf die Spuren kommt. Bis zum heutigen Tag werden dadurch interessante Fakten zum Vorschein gebracht, die manche in Büchern zementierte historische Mutmaßung widerlegen oder zumindest ins Schwanken bringen. Seit jeher hat mich dieses Forschungsgebiet speziell im Bezug auf das unmittelbare Gebiet meiner Heimat fasziniert. Immerhin gibt es selbst in meinem Kloster so manchen „blinden Fleck“, hinter dem noch ein gotischer oder gar romanischer Rest Kunde von den vergangenen Jahrhunderten geben könnte. Die Botanik kann die Archäologie auch unterstützen. Wächst z. B. mitten in einem entlegenen Waldstück das Kleine Immergrün (Vinca minor) auf einer Fläche, kann man davon ausgehen, dass dieses Ziergewächs einst vor langer Zeit per Menschenhand eingesetzt wurde. Obwohl das dazugehörige Bauwerk nur mehr rudimentär vorhanden ist oder gar dem Erdboden gleich wurde, hielt das Immergrün weiterhin die Stellung. Damit zählt es zusammen mit alten Narzissensorten, Schneeglöckchen und Krokussen zu den so genannten Stinsenpflanzen, für die das eben beschriebene Phänomen des Öfteren zutreffen kann. Somit ergibt es sich, dass ein botanisch begabter Bauhistoriker bzw. Archäologe einen gewissen Vorteil in der Erkennung der notwendigen Hinweise auf eine einstige Befestigungsanlage hat. Das Immergrün büßte bis heute nichts an Sympathie ein. Seit jeher wird es dazu verwendet, um in halbschattigen Zonen des Gartens oder auf Grabflächen am Friedhof das Erdreich zu bedecken und gleichzeitig durch seine blauvioletten Blüten das Auge des Vorbeigehenden zu erfreuen. Natürlich hat auch die Naturheilkunde seit langer Zeit den Wert des Immergrüns entdeckt. Jedoch ist von einer direkten innerlichen Verwendung seiner Pflanzenteile aufgrund ihrer Toxizität abzuraten. In der Apotheke gibt es dafür ohnehin aufbereitete Produkte samt kompetenter Beratung.

Immergrün äußerlich verwendet:

50 g getrocknetes Kraut vom Kleinen Immergrün (Vinca minor) werden mit 1 Liter kochendem Wasser übergossen. 15 Minuten ziehen lassen, abseihen und in die bereits mit warmem Wasser gefüllte Badewanne gießen. Ein derart zubereitetes Bad hilft bei Hautunreinheiten und unterstützt den Heilungsprozess der Haut nach Geschwüren und Wunden. ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya