Ein Baum voller Gehalt
6. Dezember 2013Die Signale der Hainbuche wahrnehmen
Der Wind und der Frost taten das Ihre. Die Tage werden immer kürzer und längst schon fiel das Laub von den Bäumen. Aber manche von ihnen wollten die Blätter doch noch behalten. Vor allem die jungen Hainbuchen sind es, die ihre verwelkte Pracht nicht hergeben wollen. Erst, wenn im nächsten Frühling die zartgrünen Triebe wiederum ausschlagen, wird auch das letzte Blatt des heurigen Herbstes dahin sein. Kann es sein, dass uns die Hainbuchen damit etwas sagen wollen, die ja sonst um ihre Präsenz kein großes Aufsehen machen? Immerhin besitzt jeder Baum eine Ausstrahlung. Er ist ein Lebewesen, das im Schöpfungsplan des Allmächtigen seinen konkreten Platz samt der ihm innewohnenden Bestimmung hat. Wenn wir das beachten, profitiert nicht nur unsere seelisch-geistige Verfassung davon, sondern es kommt auf diesem Wege der leiblichen Gesundung eine Unterstützung zu. Daher ist es manchmal ganz gut, den Sinn, der hinter allem in der Natur Anwesendem steckt, auf die Spur zu kommen. So fühlen sich viele von uns gerade in der lichtärmeren Zeit des Jahres vermehrt müde und abgespannt. Immerhin gilt es vieles zu leisten. In unserer Einheit aus Geist, Seele und Leib sind wir nahezu die ganze Zeit unseres beruflichen und familiären Wirkens kopflastig. Wir geraten also, ob wir es wollen oder nicht, in ein Ungleichgewicht, wobei eben die Geist-Ebene die meiste Belastung erfährt. Daher ist es gut, die Sinne zu aktivieren und die Nähe einer Hainbuche aufzusuchen. Man kann sich beeindrucken lassen von dem, was in einem oft so bescheidenen Gewächs drinnen steckt. Wer also die gut geheizten und stickigen vier Wände verlässt, der tut allein schon dem Kreislauf etwas Gutes. Schreibtisch samt Computer bleiben zurück, und das Auge darf sich eines wirklich biologischen Bildes erfreuen, verweilt man schließlich vor einer wie immer gearteten Hainbuche. Ruhe und Entspannung, die sich dabei einstellen, stehen ganz und gar nicht im Widerspruch zu einer erneuten Wachsamkeit, die durch den Gang zur Hainbuche eintritt.Hainbuchen kennenlernen:
Wohin soll ich mich wenden, wenn ich gar nicht weiß, wie eine Hainbuche (Carpinus betula) aussieht? In ihrer Rinde gleicht sie in einem jungen Stadium sehr der lediglich namensverwandten Rotbuche (Fagus sylvatica). Die Blätter der Hainbuche sind aber am Rande gezähnt und die Knospen im Gegensatz zu ihrer großen und stattlichen Kollegin aus der Familie der Buchengewächse auf den Ästen rundlich geformt, wohingegen die Knospen der Rotbuche immer spitz zulaufen. ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/ThayaKategorien: Nachlese