Ein Festtagsschmaus für Gänse

11. November 2013

Die Federlieferanten sind vorwiegend Vegetarier

Oft und oft habe ich seit meiner Kindheit den Dienst als Ministrant in der Kirche vollzogen. Die Stadtkirche in meiner Heimat Drosendorf ist dem heiligen Martin geweiht. Am Hochaltar konnte ich bei den Hl. Messen also immer wieder auf die Statue des heutigen Tagesheiligen blicken, zu dessen Füßen eine Gans steht. Anscheinend wird die Martinslegende bis heute zum Vorwand genommen, um einen knusprigen Braten samt Rotkraut und Knödel auf unzähligen Tellern erscheinen zu lassen. Drehen wir doch den Spieß einmal um. Wer erkundigend in ornithologischen Büchern blättert, der stößt bei der Ernährung der verschiedenen Wildgansarten häufig auf Begriffe wie Samen, Getreide, Gräser und Wasserpflanzen. Im Unterschied zu uns Menschen, die momentan eher nach einem Martinigansl samt dem fertigen Jungwein des heurigen Jahres Ausschau halten, sind Gänse eben vegetarisch orientiert. Aus diesem Anlass und um der Gerechtigkeit willen den watschelnden Freunden gegenüber möchte ich daher auf so manches Wertvolle hinweisen, das im Pflanzenreich auch uns intelligenzbewaffneten Zweibeinern zur Verfügung steht. Da wächst zu Hauf z. B. das Gänseblümchen auf den Wiesen herum, das immer noch zu wenig Beachtung findet. Und doch hat es wertvolle Kräfte in sich gespeichert, die bei Hautleiden oder Beschwerden der Leber und des Gallentraktes zum Einsatz kommen können. In Erinnerung sei auch wieder einmal das Gänsefingerkraut gerufen. Nicht zu Unrecht wird es Krampfkraut genannt, denn in den Pflanzenteilen dieses anmutigen Rosengewächsen birgt sich so manches, was dem Körper bei Durchfallerkrankungen und bei krampfartigen Zuständen im Unterleib zu Hilfe kommt. Meine Hausgänse im Pfarrhofgarten sind wählerisch. Doch wissen sie bestimmt, was in der Vielfalt des pflanzlichen Angebots köstlich und heilsam ist. Und meine Gänse haben schon etliche Martinstage ungeschlachtet überlebt!

Gänsefingerkraut für die Zähne:

Gänse weiden gern dort, wo die Anserine (= Gänsefingerkraut) wächst. Dieses Kraut enthält den für das Federkleid notwendigen Kalk. Ein Tee aus getrocknetem Pflanzenteilen hilft auch mit, dass unsere Zähne gestärkt werden. Gelegentlich also ein paar Tassen trinken. Tee aus Gänsefingerkraut wird im Heißaufguss-Verfahren zubereitet. ⓒ Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya