Freundschaften sind wie antike Kunst

3. November 2013

Mit der Dauer werden sie seltener und wertvoller

Vor kurzem noch war der Begriff „Heimat“ von vermehrtem Interesse. Galt es doch den Nationaltag zu feiern. Und immerhin liegen die Tage hinter uns, wo die meisten die Stätten ihrer Kindheit heimsuchten, um an den Gräbern der verstorbenen Verwandten gedenkend innezuhalten. Und es blieben eben Zeichen an den Begräbnisstätten zurück, die stellvertretend ein Verweilen im Geiste zum Ausdruck bringen sollten: eine Kerze, ein Kranz, ein Blumenstock, ein Bouquet. Da und dort stehen immergrüne Bäume auf den Friedhöfen, die die Heiligkeit dieses Ortes unterstreichen sollen. Die erhabensten unter ihnen sind die Eiben. In Mitteleuropa stand dieser Nadelbaum schon sehr früh hoch im Kurs, diente doch sein Holz bereits im Mittelalter als Exportgut für die britannische Insel zur Herstellung der begehrten Langbögen. Heute steht für mich die Eibe (Taxus baccata) trotz ihrer Giftigkeit für eine dauernde Freundschaft. Dieser Baum wurde oft in die Nähe von Heiligtümern gepflanzt. Denn er ist ein Gewächs, das Nadeln trägt und den Rückschnitt über viele Jahre verträgt. Er gibt nicht auf, immer von Neuem auszutreiben, und ist nichts anderes als ein Bild der Treue. In guten Zeiten scharen sich viele um einen, doch wie schnell gerät so mancher in Vergessenheit, wenn er einfach keinen Nutzen bringt? Ein guter Freund braucht oft nicht viel fertig zu bringen. Hauptsache er ist da. In guten und in bösen Zeiten. Von einer guten Freundschaft wird auch so mancher Pfeil abgeschossen, um mitten ins Leben zu treffen und sich nicht in Nebensächlichkeiten zu ergehen.

Was bestimmt den Wert der Pflanze?

Heute soll einmal kein praktischer Tipp in diesem Kästchen stehen. Eine Eibe ist giftig, daher nicht als Tee oder Frucht zu genießen. Aber sie weist durch ihre Schönheit und ihren Schmuck auf Wesentliches hin. Soll das in deinem Leben keine Achtung verdienen? Letztendlich ist doch das Herz das Messgerät für die Fülle des Lebens. ⓒ Grafik von Prof. Emil Jaksch, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya
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