Ein Naturdenkmal ist tot

11. September 2013

Und lebt in seinen „Kindern“ weiter

In der Ausgabe vom 21. August der bayerischen Tageszeitung Donaukurier stand es am Titelblatt in großen Lettern zu lesen: „Die Bavaria-Buche steht nicht mehr“. Aufgrund eines heftigen Gewitters wurde der letzte Seitentrieb des schon längere Zeit morschen Baumriesen zu Boden gerissen. Von seiner einstigen Pracht ist nun kaum mehr etwas übrig. Wenn auch hierzulande die Bavaria-Buche möglicherweise wenig Bekanntheit genießt, so kennen doch viele unbewusst diesen schönen Baum. Viele Male wurden an dem solitär stehenden Naturdenkmal die vier Jahreszeiten anhand der Verfärbung seines Laubes bzw. an den vom Raureif überzogenen Ästen in Fotoserien demonstriert. Irgendwann ist also sehr vielen von uns ein Bild der Bavaria-Buche untergekommen, ohne von der genauen Identität des Baumes zu wissen. Die charakteristische Buche, die zwischen 500 und 800 Jahre alt geschätzt wurde, erfuhr auch eine Art von Sterbebegleitung. Solange es ging, wurde ihre Gestalt von Baumchirurgen gefestigt, bis man sich eines Tages entschied, den natürlichen Verfallsprozess der Pflanze ihrem Lauf zu überlassen. Gleichzeitig wurden viele kleine Bäumchen, die aus den herabgefallenen Bucheckern hervorwuchsen, sorgfältig ausgegraben und an anderen Standorten eingesetzt. Vor ein paar Jahren hat mir eine liebe Freundin aus der Nähe von Ingolstadt so ein „Kind der Bavaria-Buche“ als Geschenk ins Waldviertel mitgebracht. Im großen Hof des Stiftes Geras hat der kleine Bavaria-Sprössling gut Wurzeln schlagen können und ist mittlerweile schon zu einem ansehnlichen Buchen-Mädchen (siehe Bild) herangewachsen. Künftige Generationen werden sowohl vom Schatten als auch vom Sauerstoff profitieren, den die einst erwachsene Buche in reichem Maß spenden wird.

Herbstzeit ist Pflanzzeit:

Bäume sind ganz wichtige Anhaltspunkte in unserer Landschaft. Sofern ein Garten groß genug ist, sollte auch dort die grüne Oase rund ums Haus durch Bäume strukturiert werden. Vielleicht besteht ja die Möglichkeit, die eigene Geschichte mit einem alten Baum aus der Kindheit durch das bewusste Einpflanzen seiner Nachkommen fortzuschreiben und auch den eigenen Kindern diese Geschichten zu erzählen. ⓒ Foto: Prior Benedikt Felsinger, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya
Kategorien: Nachlese