Rose ohne Dornen

28. August 2013

Die Pfingstrose im Rückblick

Was schreibt denn der Kräuterpfarrer heute wieder zusammen? Na ja, im Waldviertel dauert die Zeit bis zur Blüte und Reife vieler Pflanzen meist etwas länger. Da kann es durchaus sein, dass die Pfingstrosen erst jetzt ihre duftenden Blumenkronen öffnen. Keineswegs! Diese Zeit ist auch im als rau berüchtigten Viertel längst vorüber. Dessen ungeachtet, dürfen wir einmal einen Blick in die Geschichte der mittelalterlichen Klostermedizin werfen, um so manche Wissenslücke zu schließen. Im 11. Jahrhundert nach Christus wurde ein Sammelwerk über die Heilkräuter und ihre Wirkungen verfasst, das uns bis heute zugänglich ist. Als Autor wird im Allgemeinen ein Mönch namens Odo Magdunensis genannt, der sich seinerseits wiederum vom Gartengedicht des Abtes Walahfrid Strabo von der Insel Reichenau inspirieren ließ. In seinem „Macer floridus“ findet sich unter anderem ein Kapitel über die Pfingstrose, auch Paeonia genannt. „Die Ärzte sagen, dass Paeonia, die Pfingstrose, erwärmende, trocknende Kraft und zwar jeweils im zweiten Grad besitzt. Mit Met genossen, unterstützt sie Milz, Leber und Nieren; und gibt man ihr stark gemahlene Mandeln bei, sorgt sie für geordneten Monatsfluss und hält den Durchfall fern. … Bedrängnisse, wie sie die Träume in der Nacht mit sich zu bringen pflegen, weist Pfingstrosensamen, wenn er oftmals getrunken wird, in ihre Schranken.“ Der eben zitierte deutsche Text stammt übrigens von einer Übersetzung aus dem Lateinischen von Dr. Konrad Goehl. Botanisch betrachtet, bilden die vorkommenden Pfingstrosenarten eine einzige Pflanzengattung innerhalb der Familie der Pfingstrosengewächse (Paeoniaceae). Wenn auch heute die Pfingstrose in der Heilkunde längst nicht mehr diese Bedeutung hat, die ihr im Mittelalter zukam, so inspiriert sie bis heute viele Künstler und Literaten, die sich samt den Gartenfreunden an ihrer Pracht erfreuen. Und das erhöht nicht zuletzt die Lebensqualität.

Vermehrung von Pfingstrosen:

Will man sich aus Großmutters Garten einen Pfingstrosenstock ins eigene grüne Paradies rund ums Haus holen, so erfolgt dies am besten durch Stockteilung. In der Zeit von September bis Oktober zerteilt man die Wurzelstöcke so, dass sie oben noch drei kräftige Augen aufweisen. Am besten im Abstand von einem Meter am neuen Standort einsetzen und mit nicht mehr als einer Schicht von 5 cm Erde bedecken. Es kann dann durchaus drei Folgejahre dauern, bis die Stöcke das erste Mal blühen. ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya
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