Pflanzenwissen erweitern
23. August 2013Ein Doldenblütler in höheren Lagen
Wenn Zeit bleibt, greife ich gerne nach dem einen oder anderen älteren Werk der Kräuterkunde, um darin ein wenig zu schmökern. Bestechend detailgetreu sind darin oft die Abbildungen der einzelnen Pflanzenarten zu finden, so dass ich sie dadurch angeregt direkt angreifen und daran riechen möchte. Beim Blättern in dem Werk „Kräuterbuch“ von Pfarrer Dr. Friedrich Losch aus der Zeit um 1900 stieß ich auf ein mir bislang unbekanntes Gewächs aus der Familie der Doldenblütler. So fand ich die Bärwurz (Meum athamanticum) mit folgender Schilderung: „Die ausdauernde Wurzel ist spindelförmig, außen braun, innen weiß. Der leicht gefurchte Stengel ist am Boden von den borstigen Resten alter Wurzelblätter umgeben. Die Blätter sind lang und schmal, doppelt gefiedert; ihre Läppchen sind haardünn und stehen beinahe in Quirlen. Die gelblichweiße Dolde ist reichstrahlig und hat fadendünne Hüllblättchen. Die Frucht ist länglich, fünfrippig. Sie wächst auf hohen Gebirgswiesen. … Die Samen sammelt man im August, das Kraut in der Blüte, die Wurzel im Herbst. Die ganze Pflanze riecht, besonders getreten und gerieben, sehr stark, angenehm balsamisch; der Geschmack von Wurzel, Kraut und Samen ist gewürzhaft scharf.“ Das Kapitel über die Bärwurz fährt dann fort, indem es noch ältere Abhandlungen über diesen Doldenblütler zitiert: „Bärdillen, die Wurzel in Wein oder Wasser gesotten und getrunken, treibt den verstandenen (!) Harn aus den verstopften Nieren und Blase. … Den Weibern wird ihre Zeit gefördert, wenn sie von der abgesottenen Wurzel Dämpfe nehmen oder darin baden. Den jungen Kindern, welche den Harn beschwerlich lassen, hilft diese Wurzel, mit weißem Wein und Baumöl einmal aufgesotten und pflasterweise warm über die Blase geschlagen.“ Letzteres Zitat ist ein Erfahrungsbericht aus einem alten Buch und soll nicht als Empfehlung meinerseits gewertet werden!Falscher Name für einen bekannten Schnaps:
Vor allem im Bayerischen Wald kennt man den (!) Bärwurz, einen hochprozentigen Schnaps. Zur Herstellung des Destillates wird jedoch die Wurzel der Alpen-Mutterwurz (Ligusticum mutellina) verwendet und nicht die der eben beschriebenen Bärwurz-Pflanze. Die Bärwurz kommt sehr gerne auf Geröllhalden und in der Nähe von Krummholz in hohen Lagen vor. Vielleicht entdeckt man sie auf einer der spätsommerlichen Wanderungen. ⓒ Aquarell aus dem Buch von Pfarrer Dr. Friedrich LoschKategorien: Gesundheitstipps Nachlese