Die Blüten in der Sonne ernten

8. August 2013

Königskerzen haben noch Saison

Hermann-Josef Weidinger hat so gerne das Wesen der verschiedenen Pflanzen betrachtet. Es ging ihm nie nur um den Nutzen, den so manches Kraut für alle möglichen Wehwehchen der Leute hat. Denn als Lebewesen hat die Pflanze auch eine bestimmte Ausstrahlung, die nicht zu unterschätzen ist. In uns sind dafür durchaus die nötigen Antennen angelegt, um die Schwingungen eines Gewächses zu empfangen. So gesehen, hat ein Heilkraut mehrere Wirkungen, die man im Laufe der Zeit entdecken darf. Da und dort stehen noch die Königskerzen am Wegrand, deren Blüten unbedingt geerntet und getrocknet werden sollten, solange Zeit dafür ist. Weidinger schreibt über die Königskerze Folgendes: „Die aufrechte Königskerze vermag falsches Feindbild wegzuräumen, weil ihr erhabener Pflanzencharakter alles Niedrige, Beleidigende, Unwürdige abzubauen weiß. Die Wollblume (= andere Bezeichnung für Königskerze) bewahrt sich vor dem holzigen Erstarren durch reichliche Bildung von Schleim, welcher die ganze Pflanze bis in die Blütensubstanz durchdringt. Die Blütenkerze ist das ,königliche‘ Haupt, das sich selbstbewusst erhebt.“ Diese Betrachtung kann mithelfen, nicht nur das Materielle in der Schöpfung als wertvoll zu erachten, sondern immer wieder neu den Geist zu ergründen, der die ganze Natur durchdringt. Übrigens: für das Nachsinnen über den Charakter einer Pflanze eignen sich sämtliche Arten der Königskerze, für den heildienlichen Gebrauch jedoch nur die Großblütige (Verbascum densiflorum) und die Kleinblütige Königskerze (Verbascum thapsus).

Königskerzen-Tinktur:

20 g getrocknete Blüten der Königskerze werden in 1/4 Liter gutem Obstbrand 14 Tage lang angesetzt. Abseihen und kühl lagern. Bei chronischer Bronchitis kann man davon 3-mal täglich 1 bis 2 Teelöffel voll in heißer Milch oder einem honiggesüßten Tee einnehmen. ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya