Das schöne Wetter nutzen

25. Juli 2013

Grüner Vorrat auf der Wiese

Momentaufnahme aus Karlstein an der Thaya: Kräuterseminar mit vielen interessierten Teilnehmern. Das eine oder andere Gewächs wurde schon behandelt. Als Leiter der Gruppe muss ich auch auf den Weg achten. Übersehe dabei fast ein ganz wertvolles Kraut, das sich kaum von seiner Umgebung abhebt. Ganz bescheiden und still steht es im Gras. Ich pflücke einen Trieb und halte ihn in der Hand. Es ist ein Gänsefingerkraut, auch Anserine genannt. Jedes einzelne Blatt davon besticht durch seine ästhetische Komposition, die der Schöpfer da hineingelegt hat. Es mag schon schöne Menschen geben. Doch leitet mich das Gänsefingerkraut mit seinen zart gefiederten Trieben dazu an, wieder ein wenig demütiger zu werden. Mit all unserer Wissenschaft und Technik, mit all den Fertigkeiten, die dem homo sapiens eigen sind, schaffen wir es dennoch nicht, die Schönheiten derart vollendet zu entwerfen und umzusetzen, wie es eben draußen vor der Haustür einfach wächst und gedeiht. Und wenn ich noch mehr nachsinne, fällt mir ein, dass ich ja gar nicht so perfekt sein muss wie der liebe Gott persönlich. Ich darf vielmehr all das, was mir ins Auge springt und wovon ich angetan bin, als von Ewigkeit her auserkorenes Geschenk für mich annehmen. So brauche ich nicht verkrampft das Leben ganz neu erfinden. Ich darf ruhig und locker werden, einen geschärften Blick dafür haben, das Leben einfach vorzufinden. Der Schöpfer hat mir das Gänsefingerkraut nicht per Zufall vor die Füße gestellt. Nein, der Adressat bin letztendlich ich selbst als der von Gott ersehnte Mensch. Ich will daher nicht nur das Kraut pflücken und trocknen, sondern auch mein Vertrauen in Gottes Vorsehung stärken.

Muskelschmerzen lindern:

Schönwetter ist die beste Zeit, um blühendes Gänsefingerkraut (Potentilla anserina) zu ernten und im Halbschatten behutsam zu trocknen. Danach werden die Blätter klein geschnitten und gut verschlossen aufbewahrt. Ein Tee daraus, im Heißaufguss zubereitet, kann mithelfen, um Sehnen- und Muskelschmerzen zu lindern. Am besten trinkt man je 1 Schale davon in der Früh und am Abend, 3 Wochen lang. ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya