Aktiv – passiv

30. März 2013

Ruhe geben – Ruhe nehmen

Menschen, denen permanent der Schlaf genommen wird, werden bald schwach. Über kurz oder lang erkranken sie oder sterben gar. Das Nichts-Tun ist anscheinend ein ganz wichtiger Teil des Lebens. Sonst würde es den Schlaf nicht geben. Ruhephasen sind unumgänglich. Eltern, die ihren Kindern nicht rechtzeitig – also weit vor Mitternacht – eine Grenze setzen und sie ins Bett schicken, betreiben eindeutig Raubbau an der Zukunft ihrer Nachkommen. Vielleicht kann ja der eine oder die andere auch einmal auf die Idee kommen, mit dem Ausschlafen schon in den frühen Abendstunden zu beginnen, damit der neue Tag wirklich mit dem Aufgehen der Sonne begrüßt werden kann. Wenn heute am Karsamstag der Grabesruhe Christi gedacht wird, werden wir auf etwas ganz Wesentliches hingewiesen: das bewusste Passiv-Werden. Ehrlich gesagt, treibt es uns immer wieder um. Wir meinen doch alle miteinander, das Leben selbst in die Hand nehmen zu müssen, damit es sich auszahlt und lohnt. Im Handumdrehen schleicht sich dann das Leistungsdenken ein, das den Menschen mit geringer Gesundheit und anscheinend geistigem Mangel kaum Raum lässt. Das oben erwähnte Ruhe-Geben ist also ein äußerst aktiver Prozess, der dem nervösen Herumdoktern am eigenen Leben Grenzen zu setzen hat. Erst wenn das passiert ist, kann man auch Ruhe entgegennehmen. Der Tod Christi und auch der eigene Tod sagen uns eindeutig, dass erst durch das Sterben der Glaube und das Vertrauen endgültig Gott das Wort und das Handeln überlassen, die uns ohne unser Besserwissen und Zutun zum Leben verwandeln können.

Keine Empfehlung:

Wenn ich heute einen praktischen Rat erteilen würde, stünde ich selbst unter dem Druck, meinen Lesern gegenüber etwas leisten oder erbringen zu müssen. Doch möchte ich heute lieber einladen, ohne Handy oder Einkaufstasche in eine Kirche mit einem Heiligen Grab zu gehen, sich hinzusetzen, um einfach nur da zu sein und sein Leben ein Stück weit loszulassen. Vielleicht wird es dann manchen spürbar neu geschenkt. (Foto: Heiliges Grab im Stift Geras)
Kategorien: Nachlese