Verführerischer Duft
5. Februar 2013Und trotzdem giftig
Vor kurzem durften wir alle erleben, wie der Westwind eine warme Brise über das ganze Land schickte und den der Jahreszeit entsprechenden Schnee zum Schmelzen brachte. Ich fand es schade, dass die weiße Pracht so schnell geraubt wurde. Für das botanische Frühlingserwachen ist es ja entschieden noch zu früh. Es gibt aber draußen in der Natur einige Pflanzen, die sich selbst von niedrigen Temperaturen nicht davon abhalten lassen, sich für das Erblühen zu rüsten. Bald schon werden die rosa bis purpurrot gefärbten Blüten ihre Umgebung mit einem betörenden Duft bereichern, der auch für die menschliche Nase ein Indiz dafür darstellt, dass sich die seltene und naturgeschützte Art am Wegrand befindet.Von keinem anderen ist die Rede als vom Echten Seidelbast (Daphne mezereum). Dieser kleine sommergrüne Strauch kann bis zu einem Meter an Wuchsgröße erreichen. Er besitzt nur wenige rutenförmige Zweige, die von einem biegsamen Stamm aus nach oben wachsen. In der Antike wurde der Seidelbast zwar zu medizinischen Behandlungen herangezogen, doch warnte bereits der kräuterkundige Pietro Andrea Mattioli (1501 – 1577) vor dessen giftigen Pflanzenteilen. Mit ein bisschen Neid dürfen wir ein weiteres Mal auf die Vertreter der Vogelwelt blicken, die keinen Schaden davontragen, wenn sie von den roten Steinfrüchten des waldbewohnenden Parfümspenders naschen. Der Seidelbast kann uns vielleicht helfen, die verschiedenen Pflanzenarten nicht in einen Topf zu werfen, sondern die je einzelne Spezies wahr und ernst zu nehmen.
Botanische Besonderheit:
Betrachtet man im zeitigen Frühjahr die Zweige des Seidelbasts, kann man sehr schnell erkennen, dass seine Blüten direkt an der Rinde sitzen. Somit stellt diese Pflanze die einzige cauliflore Art auf dem europäischen Kontinent dar. Die Eigenschaft der Stammblütigkeit findet man ansonsten nur in der tropischen Botanik. Als Beispiele wären hier der Kakao, die Papaya, der Johannesbrotbaum oder der Jackfruchtbaum zu nennen.Kategorien: Nachlese