Wolken und Sonne
29. Juni 2012Den Weg der Mitte finden
Himmelhoch jauchzend – zu Tode betrübt: Wie schnell kann es gehen, dass Emotionen uns hin und her beuteln wie eine Mischmaschine den Mörtel. Vielleicht kennen wir auch Menschen in unserer Umgebung, die uns allzu sehr einer Geduldsprobe aussetzen, weil wir ihren Wankelmut ertragen müssen. In diese Bemerkung sind wir selbst natürlich mit unserer Verfasstheit mit eingeschlossen. Die Natur bietet uns jeden Tag neu eine sanfte Lehre an, mit der wir ein wenig mehr ins Gleichgewicht kommen können. Unlängst stieß ich auf ein Gedicht der lebenserprobten Lyrikerin Hilde Domin, das mich sehr angesprochen hat: „Wer wie die Biene wäre / Die die Sonne / Auch durch den Wolkenhimmel fühlt / Die den Weg zur Blüte findet / Und nie die Richtung verliert / Dem lägen die Felder im ewigen Glanz / Wie kurz er auch lebte / Er würde selten weinen.“ Wir Erdenbürger brauchen etwas, das uns Halt und Stütze bietet. Die Herausforderungen durch unsere Umwelt und durch manchen Schicksalsschlag sind oft so groß und plötzlich da, dass wir nur allzu leicht daran zerbrechen können. Doch ein Mensch, der sich im Blick auf die herrliche Schöpfung Gottes in ein größeres Ganzes eingewoben sieht, das seine Existenz nicht aus sich selbst hat, der findet auch leichter das Gleichgewicht, um das ewige Ziel unseres Lebens nicht aus den Augen zu verlieren.Gestirne als Lebenshilfe:
Wer hier ein zurechtgeschneidertes Horoskop von mir erwartet, wird bitter enttäuscht sein. Aber nicht nur die oben erwähnten Bienen, selbst der Mensch braucht die Himmelskörper, um sich auf Erden zu orientieren. Heute empfehle ich allen Lesern, sich in lauer und sternklarer Nacht einmal hinzustellen, um einen ausgiebigen Blick auf den Himmel zu werfen. Es wird sich nach und nach eine Demut einstellen, die uns den Mut macht, zuzugeben, wie klein und vergänglich wir doch sind und gleichzeitig wird die Freude Platz greifen, weil es möglich ist, den gegenwärtigen Moment zu erkennen und hinter der Schöpfung das gütige Lächeln der Liebe Gottes zu erahnen.Kategorien: Nachlese