Wider den Krampf

12. August 2019

Auf die Anserine nicht vergessen

So oft ich mit Interessierten eine Kräuterwanderung unternehmen darf, bin ich je neu herausgefordert, nicht nur die Gruppe vorne anzuführen, sondern auch mit den Augen den anderen einen Schritt voraus zu sein. Denn immerhin möchte ich ja auf die einzelnen Pflanzen einen Hinweis geben und sie der Gruppe vorstellen. Das ist oft gar nicht so einfach, wie manche glauben. Immerhin kann es passieren, dass man ein spezielles botanisches Individuum dabei übersieht. Das Gänsefingerkraut (Potentilla anserina) ist sicherlich nicht so auffällig, dass man es gleich von Weitem erkennen könnte. Vielmehr breitet es sich auf Wiesen und Wegrändern so aus, dass es allein schon farblich mit seiner pflanzlichen Umgebung verschmilzt. Die schönen gelben Blüten des zur Familie der Rosengewächse zählenden Krautes sind auch eher klein und zeigen sich nur vorübergehend. Zu den Wirksubstanzen zählen Gerb-, Bitter- und Schleimstoffe sowie auch Flavonoide und andere gesundheitsfördernde Substanzen. Nun gilt es aber Gott sei Dank nicht, die Droge der Anserine (wie das Gänsefingerkraut landläufig gerne bezeichnet wird) ganz neu zu analysieren und somit zu entdecken. Wir dürfen ruhig denen Vertrauen schenken, die vor uns wertvolle Erfahrungen im Zusammenhang mit diesem Wiesengewächs gemacht haben. Dort dürfen wir einen Vorteil erkennen, der gerade im Sommer genutzt werden kann. Denn da ist es üblich, die Gelenke im Zusammenhang mit Sport und Freizeit mehr zu bewegen als in den kalten Monaten. Schwimmen und Wandern, Radfahren und Joggen stehen nun hoch im Kurs. Doch kann es dann auch leicht passieren, dass die Muskeln sehr beansprucht werden und sich dann ein äußerst unangenehmer Krampf einstellen kann, der infolge die Sehnen in Mitleidenschaft zieht. Mit der Anserine kann hier etwas Abhilfe geschaffen werden.

Entspannender Tee

Von getrocknetem und zerkleinertem blühenden Kraut der Anserine nimmt man 2 Teelöffel voll. 1/4 Liter kochendes Wasser darübergießen und 15 Minuten zugedeckt ziehen lassen. Danach abseihen. Bei Krampfanfällen im Zuge sportlicher Aktivitäten oder auch bei nächtlichen Wadenkrämpfen trinkt man 3 Wochen lang jeweils früh und abends 1 Tasse dieses Aufgusses, um ein Abklingen der Beschwerden zu unterstützen. Gänsefingerkraut oder Anserine (Potentilla anserina) ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya