Eine stechende Grazie

8. Dezember 2016

Die Mariendistel einmal anders

Es ist ein Spezifikum unseres schönen Heimatlandes, dass der heutige 8. Dezember ein Festtag ist, an dem die Schulen geschlossen bleiben und die Arbeit je nach Möglichkeit ruht. Zu verdanken ist dies jedoch einer Frau, deren Eintritt ins Leben und der damit verbundenen göttlichen Erwählung wir feiern dürfen. Da wir letztendlich der Gottesmutter also diese freie Zeit verdanken, soll eine Pflanze hervorgehoben werden, in deren Bezeichnung die Jungfrau aus Nazareth anklingt. Daher soll uns an diesem Tag die Mariendistel (Silybum marianum) förmlich begleiten. Diese dornige Blume, die übrigens zur Familie der Korbblütler zählt, ist durchaus wehrhaft und animiert angesichts ihrer äußeren Beschaffenheit, einen respektvollen Abstand zu ihr zu wahren. Und dennoch besitzt sie ein schönes Äußeres. Vor mehr als 30 Jahren propagierte bereits mein Vorgänger an dieser Stelle, der Vordenker und Vorkämpfer für viele naturachtende und -schonende Initiativen Hermann-Josef Weidinger, den Anbau dieser alternativen Frucht in der Landwirtschaft. Gott sei Dank sprangen etliche auf diesen Zug auf. Die Wirkweisen der Inhaltsstoffe der Mariendistel können wir als adstringierend und gleichzeitig entkrampfend, als entgiftend und harntreibend bezeichnen. Übrigens ist es sogar möglich, die frischen und jungen Blätter als schmackhaftes Gemüse kulinarisch zum Einsatz kommen zu lassen. Kaum jemand denkt hingegen an eine äußerliche Verwendung derselben. Ein häufig auftretendes Leiden begegnet uns nach wie vor in Krampfadern, die vor allem die Schenkelzonen nicht nur beeinträchtigen, sondern auch in ihrem Aussehen verändern können. Zur Behandlung derselben ist eine Tinktur geeignet, die man mithilfe der Samen des ölhaltigen Distelgewächses in Eigenregie ansetzen kann.

Tinktur aus Distelsamen

Als erstes benötigt man die reifen Samen der Mariendistel in einem ausreichenden Ausmaß. Diese zerreibt man wiederum zu einem Pulver, von dem man die Menge von 250 g mit 1 Liter 75%igem Alkohol aufgießt und in einer verschlossenen Flasche 14 Tage lang an einen sonnigen Platz nahe am Fenster stellt. Täglich gut durchschütteln und zu guter Letzt abseihen und zusätzlich filtrieren. Mit ¾ Liter destilliertem Wasser strecken und nochmals 8 Tage lang ins Fenster stellen. Mit der nun fertigen Mariendistel-Tinktur kann man sich im Falle von Krampfadern täglich 2-mal jeweils beide Beine von den Füßen aufwärts einreiben, um so die Durchblutung zu fördern und die Beschwerden zu lindern. Mariendistel ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya