Altes Wissen neu aufgefrischt

18. Juli 2016

Der Heilziest und seine Wirkweisen

Vor einigen Jahrzehnten der praktischen Heilkräuterkunde stand eine Pflanze noch hoch im Kurs, die heute eher an Bedeutung verloren hat. Das kann man vergleichen mit Markenprodukten, die einst an Attraktivität etwas eingebüßt haben, die man sich jedoch aus durchaus einsichtigen Gründen in der Gegenwart wiederum wünschen würde. Daher möchte ich heute nach längerer Zeit wieder einmal den Heilziest ins Blickfeld rücken, an dem viele bei Wanderungen durch die Natur achtlos vorübergehen. Der Heilziest (Stachys officinalis), auch Echter Ziest oder Zahnkraut genannt, ist innerhalb der Familie der Lippenblütler der prominenteste Vertreter der Gattung der Zieste. Er ist eine mehrjährige Pflanze und erreicht eine Wuchshöhe bis zu 70 Zentimeter. Der Ziest gibt sich dem Kundigen an den Blättern zu erkennen, die schmaloval und lanzettähnlich geformt sowie leicht behaart sind. Die Blüten, die auf Scheinähren ab Juli erscheinen, sind purpurrosa gefärbt. Auf den zahlreichen Kräuterwanderungen, die in meiner unmittelbaren Heimat, dem Thayatal, angeboten werden, kann man dieses wertvolle Kraut auf den Wiesen entlang des Flusses kennenlernen. Der Heilziest liebt nämlich einen mäßig feuchten Standort auf kalkarmen Böden. Man kann ihn aber ebenfalls in Laubwäldern an helleren Plätzen finden. Einst hat ihm die heilige Hildegard von Bingen die Ehre gegeben und ihn als Hilfe beschrieben, die gegen schlechte Träume ankämpft. Manchmal kann es aber auch Sodbrennen sein, das einem das Einschlafen schwer macht. Auch hier ist der Heilziest zur Stelle, wenn man ihn als Tee aufgießt. Meist sind es Frauen, die unter Problemen mit Krampfadern leiden. Ebenso hier vermag der schmucke Wiesenfreund einen helfenden Beitrag zu leisten.

Heilziest in Teeform

Die Blätter des Heilziests kann man vor allem in den Monaten Juni und Juli ernten. Entweder trocknet man sie für eine spätere Verwendung oder man bereitet sie frisch auf. Für einen Tee übergießt man 2 Teelöffel des frischen oder getrockneten zerkleinerten Krautes mit 1/4 Liter kochendem Wasser. 15 Minuten zugedeckt ziehen lassen und dann abseihen. Frauen, die unter Geschwüren im Zusammenhang mit Krampfadern leiden, können durchaus 3 Tassen dieses Tees pro Tag trinken, um eine Linderung der Beschwerden zu erfahren. Heilziest ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya