Ein blauer Blütenakkord

6. Juli 2016

Die Erntezeit des Wegwartekrautes

Bei einem Besuch eines musikalischen Events in Form eine Orchesterkonzertes oder einer Opernaufführung wartet das Publikum gespannt auf den ersten Akkord, den die Instrumentalisten durch die Anleitung ihres Dirigenten in den Raum stellen. Kräutermäßig gibt es durchaus Vergleichbares. Die Straßenränder sind voll von bunten Boten des Sommers, die gleich einem Orchester zwar nicht mit Noten, dafür aber umso mehr mit den Farben ihrer Blüten eine visuelle Komposition vor unsere Augen zaubern. Die Wegwarte (Cichorium intybus) zeigt z. B. mit einem Mal ihre Präsenz, indem sie nun Tag für Tag ihre himmelblauen Blüten öffnet und anscheinend nicht müde wird, diese Intensität durchzuhalten. In ihr steckt förmlich eine Kraft der stetigen Erneuerung. Legendenhaft wird ihr ein ungebrochenes Warten zugeschrieben, das auch jenen zugebilligt wird, die eine Schicksalswende in ihrem Leben herbeisehnen. Immer wieder wendet sich die Wegwarte der aufgehenden Sonne zu, die sich schon am zeitigen Morgenhimmel als Botin der Hoffnung abzeichnet. Für gewöhnlich denken wir an die Wurzel des Korbblütlers, die jedoch erst wieder im Herbst ausgegraben und getrocknet werden wird. Diese gilt als anregende Bitterstoffdroge für den Magen. Nun jedoch ist es die richtige Zeit, um Blüten, Blätter und Triebspitzen der Wegwarte als Gaben des Sommers ins Haus zu holen und für einen allenfalls späteren Gebrauch aufzubereiten. An einem schattigen und zugig-luftigen Ort wird die Ernteware ausgebreitet und gründlich getrocknet. Die Pflanze Wegwarte entfaltet über den Magen-Darm-Trakt ihre ganzheitliche Wirkung für uns Menschen. Es ist sicher nicht falsch, ab und zu einen Wegwarten-Tag in seine Zeitplanung miteinzubeziehen. Gerade dann, wenn wir wenig Antriebskraft besitzen, kann sich das als Segen erweisen.

Animation für den ganzen Tag:

Aus einem Gemisch von getrockneten und zerkleinerten Blüten und Blättern der Wegwarte kann man einen Tee aufgießen. Dazu nimmt man 1 Esslöffel davon und übergießt diesen mit 1/4 Liter kochendem Wasser. 15 Minuten zugedeckt ziehen lassen und dann abseihen. Über den Tag verteilt trinkt man am besten 3 Tassen davon. Dadurch wird der Verdauungstrakt positiv stimuliert und gleichzeitig die Motivation für die zu verrichtenden Aufgaben erhöht. Lockert zudem Leib und Seele von innen heraus. Wegwarte ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya