Probleme mit Sturköpfen?

30. Juli 2015

Mit der Wegwarte bei sich selbst anfangen

An den Bahnhöfen finden wir es als vertrautes Bild: Am Ende der Gleise steht der Prellbock, damit die Waggons nicht von den Schienen rollen können. Wenn ich nun in der Sommerzeit ab und zu mit dem Nostalgiezug „Reblausexpress“ zwischen den Kleinstädten Retz und Drosendorf dahingondeln darf, fällt mir diese Einrichtung erneut auf. In der charakterlichen Ausformung bei den Mitmenschen können wir anscheinend Ähnliches finden. Nur nennen wir ihn oder sie dann einen Sturkopf. Die Straßenränder wiederum sind jetzt gesäumt von unzähligen Wegwartepflanzen, sofern die Mähfahrzeuge der Straßenverwaltungen diese nicht um ein paar Kopflängen gekürzt haben. Sie wirken ganz anders auf mich, da ich oft und oft mit dem Auto an ihnen vorüberfahre und dabei viel mehr unter zeitlichem Druck stehe als bei einer im ökologischen Sinne sicher wertvolleren Bahnfahrt. Denn die Wegwarte bleibt trotz ihrer festen Verwurzelung wendig und in einer gewissen Weise lebendig. Permanent bildet sie nämlich neue Blüten aus, die sie nach Osten wendet, sofern die Sonne strahlt und die Erde wärmt. Mit dem Blühen macht sie aber am späten Nachmittag bereits Feierabend und bei Schlechtwetter spart sie sich den himmelblauen Schmuck fast zur Gänze. Wer nun meint, eine Pflanze könne lediglich dem Körper mit ihren Inhaltsstoffen eine Wohltat erweisen, der irrt. Vom Prellbock bin ich heute zum Sturkopf gekommen. Diese Untugend dürfen wir häufig an kleinen Kindern ablesen. Sie betteln ihre Eltern in den Geschäften sehr oft an, wenn sie eine Süßigkeit, ein Getränk, ein Eis oder ein Spielzeug justament und ohne Kompromisse haben wollen. Stoßen sie dabei länger auf Widerstände seitens ihrer Erziehungsberechtigten, verwenden sie alsbald die Waffe ihrer Krokodilstränen. Aber finden wir dieses Phänomen nicht auch bei Erwachsenen? Oder gar bei uns selbst? Die Wegwarte ist wendig und hilft uns, es trotz eines tatkräftigen Willens im Inneren auch zu bleiben.

Wegwarte für Leib und Seele:

Vom Wegwartekraut sammelt man zwischen Juli und September die Blätter, die äußersten feinen Triebspitzen und ihre schön entfalteten Blüten, um alles miteinander gut zu trocknen. Für einen Tee nimmt man von den zerkleinerten Pflanzenteilen 1 vollen Esslöffel und überbrüht diesen mit 1/4 Liter siedendem Wasser. 1/4 Stunde zugedeckt ziehen lassen und abseihen. Trinkt man eine Zeit lang 3 Schalen pro Tag davon, aktiviert diese Anwendung den Magen- und Darmtrakt. Es hilft einem selbst, manche Sturheit aufzuweichen und mit Hartnäckigkeiten lockerer umzugehen. Wegwarte ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya