Wie Kerzen am Flussufer

13. Juli 2015

Der Blutweiderich blüht wieder

Es braucht meinerseits nicht viel Aufmerksamkeit, bis ich ihn entdecke. Denn im Hinterkopf läuft den Sommer über bei mir die Frage: Was zeige ich den Interessierten, wenn ich die nächste Kräuterwanderung durchführe? Und in der Tat ist es nicht selbstverständlich, dass an ein und demselben Standort ein ganz bestimmtes Gewächs, das im Vorjahr noch zu entdecken war, auch heuer wiederum zu finden ist. Beim Blutweiderich (Lythrum salicaria) aber kann ich mir ziemlich sicher sein, ihn an den Fluss- und Bachufern anzutreffen und zu entdecken. Selbst dann, wenn ich unaufmerksam bin, fallen mir seine rosa-violetten Blütenkerzen im Augenwinkel auf, so intensiv hebt er sich vom ihn umgebenden Grün ab. Dass er heilende und schmerzlindernde Kräfte in sich birgt, verrät allein schon sein wissenschaftlicher Name, der den Stoff Salicyl-Säure extra artikuliert. Viele wissen sicherlich die Verwendung dieser Substanz zur Herstellung etlicher Medikamente. In dieser Pflanze kommen noch Bitter- und Gerbstoffe hinzu, die ihrerseits wiederum einen zusammenziehenden Effekt auslösen. Das kommt dann z. B. Frauen zugute, die unter einer vermehrten Blutung der Gebärmutter leiden. Selbstverständlich ist in diesem Fall ein Gang zum Arzt / zur Ärztin des Vertrauens unumgänglich, um eine genaue Diagnose der Ursache des Missstandes samt einer heilvollen Therapie erhalten zu können. Aber als hilfreiches Kraut kann der Blutweiderich allemal seine natürlichen unterstützenden Dienste erweisen, die dem Körper sicher nicht schaden. Weit harmloser sind dagegen immer wieder auftretende Verstimmungen des Magen- und Darmtraktes, die landläufig oft unter dem Sammelbegriff Magen- oder Darmgrippe zusammengefasst werden. Hierbei handelt es sich zwar nicht um einen medizinisch exakten Begriff, doch jeder weiß wohl, was damit gemeint ist. Es wäre schade, in diesem Umstand auf den Blutweiderich zu vergessen.

Blutweiderich im Kaltansatz:

Vom Blutweiderich kann man die frischen Blätter und Triebspitzen abzupfen und mit einem Messer kleinschneiden. 1 Esslöffel davon übergießt man anschließend mit 1/4 Liter kaltem Wasser und lässt beides zusammen 12 Stunden lang in einem zugedeckten Behälter stehen. Danach abseihen und gleich zimmerwarm trinken. Die beste Wirkung erzielt man, wenn der Ansatz in den Morgenstunden konsumiert wird. Blutweiderich-Tee ist vor allem bei Magen-Darm-Entzündung, bei einem Katarrh in diesem Bereich und bei einer Verstimmung des Verdauungstraktes ratsam. Blutweiderich ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya