Eine Erfrischung anderer Art

29. April 2015

Den Quendel „auf den Arm nehmen“

Die Sonne hatte es heuer schon für kurze Zeit ganz gut mit uns gemeint. Für diejenigen, die dabei ihre Haut gleichsam zu Markte trugen, war das eine erfreuliche Seite der meteorologischen Wechselspiele. Andere wiederum stöhnten bereits unter der ersten Hitze. Ein Gewächs, das sich sehr wohl auf die Sonnenseite magerer Wiesen hingezogen fühlt, ist der Quendel (Thymus serpyllum). Die wilde Form des Thymians erweist sich trotz seiner geringen Größe als ziemlich starkes und ausdauerndes Gewächs, was man durchaus auch an seinen Heilwirkungen ablesen kann. Der Magen profitiert z. B. durch den Kontakt mit dem Quendel ebenso wie die Nerven. Das Register der guten Eigenschaften des duftenden Gesellen kann man mit den Prädikaten keimtötend, krampflösend und auswurfsfördernd fortsetzen. Aber bleiben wir beim Thema Sonne und warme Temperaturen. Wer unter solchen Bedingungen arbeiten oder studieren muss, der sucht in regelmäßigen Abständen nach einer geeigneten Erfrischung. Um in das kühle Nass eines Pools oder eines Flusses zu springen und schwimmend einige Runde zu drehen, ist oft im Alltag nicht möglich. Ein kühles Getränk bringt zudem nicht immer den gewünschten Effekt, sofern darin eine hohe Dosis an Zucker oder eine geringe Anzahl Volumenprozent an Alkohol enthalten ist. Es muss doch noch eine andere Möglichkeit geben, um zwischendurch fit und wacher zu werden. Wenn nun schon der Quendel ein Spezialist für hohe Temperaturen zu sein scheint, sollten wir ihn beim Herausfinden erfrischender Anwendungen nicht übersehen. Dann mag getrost die Sonne wieder scheinen oder die Arbeit ein hohes Maß annehmen. Im kleinen Heilkraut haben wir einen nutzvollen Partner, um einer Erfrischung teilhaft zu werden.

Quendel-Auszug:

Zur Herstellung desselben nimmt man 30 g frisches blühendes Quendelkraut, das man nach der Säuberung klein schneidet. Danach übergießt man es mit 250 g Ansatzalkohol und stellt es in einem verschlossenen Glasgefäß 14 Tage lang an einen sonnigen Platz am Fenster. Letztlich abseihen, mit destilliertem Wasser auf ca. 30 % Alkoholgehalt verdünnen und kühl im Dunkeln lagern. Um sich zu erfrischen, gießt man etwas von diesem Auszug auf einen feuchten Waschlappen und reibt die Unterarme vom Handgelenk bis zum Ellbogen damit ein, wobei man immer am rechten Arm mit der Anwendung beginnt. Quendel ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya