Ein Allerweltskraut schätzen

26. Juli 2014

Die Kamille ist vielen bekannt

Welche Erfahrung haben Sie schon mit Kräutern gemacht? – Unter den vielfältigen Antworten taucht sehr oft das Trinken von Kamillentee auf. Ja, es ist ja auch nicht leicht, in der freien Natur die Kräuter voneinander zu unterscheiden oder gar beim Namen zu kennen. Aber die Kamille (Matricaria chamomilla) kennt wohl bald jedes Kind. Ich denke, ich liege nicht ganz falsch in der Annahme, dass viele ihren Zugang zur Kamille über die im Handel üblichen Teebeutel fanden, die man praktischerweise in eine Tasse oder in eine Kanne mit heißem Wasser hängen kann. Begegnet man hingegen den unterschiedlichen Arten im Garten oder auf einer Wanderung durch die naturbelassenen Landstriche, so kann einem schon manchmal der Zweifel packen, weil der Duft allein noch nicht das ausschlaggebende Indiz zur Bestimmung der Echten Kamille darstellt. Dazu muss man schon die Blütenköpfe mit den Fingernägeln halbieren und öffnen. Wird dadurch ein Hohlraum sichtbar, so kann man mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen, dass es sich um das gesuchte Kraut handelt. Bei der Acker-Hundskamille (Anthemis arvensis) hingegen, die im Aussehen sehr ähnlich ist, sind diese Köpfchen innen ganz ausgefüllt. In der langen Zeit, in der Menschen Erfahrungen mit der Echten Kamille gesammelt haben, ging es logischerweise nicht nur darum, bei Übelkeit des Magens schnell einen Tee zu kochen. Viele andere Anwendungen wurden entwickelt, um die positiven Kräfte des milden und liebenswerten Heilkrauts zu bergen und dem Organismus zuzuführen. Kamillentinktur z.B. nimmt man tropfenweise bei schmerzhaften Krämpfen und bei nervösen Magenschmerzen. An dieser Stelle sei aber wiederholt darauf hingewiesen, dass eine Einseitigkeit in der Verwendung eines Heilgewächses niemals gut ist. Wie haben es schon die alten Lateiner zum Ausdruck gebracht: Variatio delectat! (Abwechslung bringt Freude).

Kamillentinktur zubereiten:

In 1 Liter 70%igen Alkohol in Form von Obst- oder Kornbrand gibt man eine Menge von 100 g getrockneter Kamillenblüten. 14 Tage gut verschlossen bei Zimmertemperatur stehen lassen. Den Rückstand setzt man nach dem Abseihen dann 3 Stunden lang in 1/2 Liter abgekochtem und ausgekühltem Wasser an, filtriert die entstandene Flüssigkeit ab und fügt sie dem alkoholischen Ansatz hinzu. Noch einmal 14 Tage stehen lassen, danach abfüllen und kühl im Dunkeln lagern. Kamille ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya