Erdgebundenheit und Himmelblick

23. Juli 2014

Sich wie der Ysop einspannen lassen

In vielen Kräutergärten ist es selbstverständlich, dem Ysop (Hyssopus officinalis) einen Platz einzuräumen. Das hat auch seinen Grund. Er ist nämlich ein sehr angenehmer Zeitgenosse. Seit langem schon hat er in den Küchen Einzug gehalten, um als Würzkraut zu dienen. Dieser Aspekt führt uns auch gleichzeitig auf die richtige Spur seiner wertvollen Heilwirkung. Aber zuvor möchte ich noch ein wenig die Aufmerksamkeit auf unsere menschliche Verfasstheit richten. Vieles kann uns in seinen Bann ziehen, positiv und negativ. Mit all unserem Streben nach Glück und Erfolg kann es jedoch leicht passieren, dass wir kaum mehr einzuschätzen vermögen, was uns fesselt oder womöglich gar versklavt. Es gibt durchaus auch eine schädliche Entwicklung in all unserer Sorge um das Leben, um das Überleben. Es ist meiner Meinung nach wichtig, alles Vergängliche immer in Relation zur Ewigkeit zu betrachten. Hermann-Josef Weidinger hat es sehr treffend in einer seiner vielen Schriften formuliert, was ich meine: „Nur dann kann man in seiner Erdgebundenheit und Lebensenge vertrauensvoll gelassen den Blick nach oben richten, wenn man es verstanden hat, in die Tiefe seines Lebens hinabzusteigen. Die Kraft der Seele und des Körpers richtig einzuschätzen. Wir erobern so jenen Grund in einer bewegten Welt, der zur Quelle der Innerlichkeit wird. Unsere seelische Verfassung hebt und erhellt.“ Wenn wir uns aufrecht hinstellen, so befindet sich unser Verdauungstrakt eigentlich zwischen Himmel und Erde. Ihm dient vor allem der Ysop.

Ysop und Fenchel kombinieren:

Getrocknetes und zerkleinertes Ysopkraut wird mit der gleichen Menge Fenchelsamen gut durchmischt. Um einen Tee daraus zuzubereiten, nimmt man 2 Teelöffel der Mischung und übergießt diese mit 1/4 Liter kochendem Wasser. Zugedeckt 15 Minuten lang ziehen lassen und dann abseihen. Dieser Tee erweist sich besonders bei Magen- und Darmschmerzen und selbst bei Gelbsucht als äußerst wirksam. Ysop ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya