Die Wunde eines Baumes

21. Dezember 2013

Heilsames Kirschbaumharz nutzen

Kürzlich machte ich bei Bekannten einen Besuch und sah in der Veranda des schönen Wohnhauses in einer Vase die Barbarazweige für das kommende Weihnachtsfest am Fenster stehen. Ihre Knospen waren schon ziemlich geschwollen. Jäh fiel mir bei diesem Anblick ein, dass ich am zurückliegenden 4. Dezember ganz darauf vergessen hatte, die Hoffnungsbringer vom Kirschbaum im Garten zu schneiden. Jetzt ist es natürlich schon zu spät dafür. Es tröstet mich ein wenig, dass im kommenden Mai wenigstens die Bienen von meiner Vergesslichkeit profitieren werden, wenn sie darangehen, aus den geöffneten Blütenbechern der weißen Pracht den Nektar zu holen. Im Winter stehen die Kirschbäume ohne Laub an ihrem Platz und so präsentiert sich die Rinde in einem höheren Maß als zur Sommerszeit. Wie an einem Gesicht kann man bei älteren Individuen dieser Steinobstlieferanten die Lebensgeschichte der einzelnen Bäume ablesen. An manchen Stellen öffnet sich der Stamm oder manch dicker Ast, und es rinnt aus der Wunde ein bernsteinähnliches Harz hervor, das sehr bald aushärtet und eine beinahe kristalline Form annimmt. Nun, wir kennen dieses Phänomen ohnehin aus der Schmuckbranche, die sehr wohl gar herrliche Gegenstände und Zierrate aus Bernstein anzubieten hat. Immerhin ist dieses edle Material nichts anderes als versteinertes Harz, das auch ab und zu die Insekten aus lange vergangenen Jahrtausenden bis auf den heutigen Tag konserviert. Um aus dem Harz eines Kirschenbaumes einen ökonomisch wirkungsvollen Rohstoff zu gewinnen, ist unsere Lebenszeit schlicht und einfach viel zu kurz. Dennoch lässt sich das „Blut“ dieses Baumes laut den überlieferten Erfahrungen der Naturheilkunde durchaus als Hilfe nutzen, bevor Schnitter Tod bei uns anklopft. Immer wieder klagen Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen die Harnwege verletzt oder entzündet haben, über brennende Schmerzen beim Wasserlassen.

Harztee für den Harnleiter:

Getrocknetes Kirschbaumharz lässt sich pulverisieren. Von dieser staubförmigen Substanz nimmt man 1 Teelöffel voll und übergießt ihn mit 1/4 Liter kochendem Wasser. Zudeckt 15 Minuten lang ziehen lassen und abseihen. Langsam und schluckweise trinken, um damit eine gewisse Linderung bei schmerzendem Harnen herbeizuführen. Kirschenblüten und -früchte ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya