Nach Martini und vor Weihnachten

30. November 2013

Sich auf den Beifuß besinnen

Früher war es gang und gäbe, sämtliche Speisen mit dem zu würzen, was eben das Jahr über im eigenen Garten und vor dessen Zaun gewachsen ist. Fein säuberlich wurde gesammelt und getrocknet, so dass man dann die verschiedensten Kräuter in haltbarer Form zur Hand hatte, wenn dies vonnöten war. Während der Vegetationsperiode konnte die umsichtige Köchin außerdem auf das eine oder andere frische Blatt zurückgreifen, um so gleich das stärkere Aroma eines Gewürzkrautes einbringen zu können. Wenn man heutzutage im Zuge einer Kräuterwanderung einen Beifuß herzeigen kann, fällt den meisten in Zusammenhang mit dieser Pflanze nur mehr das Stichwort „Pollenallergie“ ein. Die wenigsten bedenken, dass dieser Korbblütler, der auch als Wilder Wermut bezeichnet wird, zum Würzen geeignet ist. Zuhauf steht er oft auf Schutthalden und an sandigen Wegrändern. Die fiederteilig gewachsenen Blätter des Beifußes sind an ihrer Oberseite dunkelgrün gefärbt, ihre Unterseite hingegen erscheint aufgrund ihrer Behaarung silbrig grau. Der Wilde Wermut ist im Gegensatz zum Echten Wermut im Geschmack etwas milder und daher annehmbarer. Seit alter Zeit wird dieses Kraut daher als Magenmittel sehr geschätzt. Als Inhaltsstoffe erweisen sich vor allem ätherische Öle und Bitterstoffe als unterstützend und wirksam. Wir stehen gerade zwischen zwei Zeitpunkten, an denen durch so manchen Konsum eines herzhaften Bratens die Verdauung ziemlich herausgefordert wurde bzw. noch wird. Als Stichworte seien hier nur die beiden Begriffe aus der Überschrift der heutigen Kolumne in Erinnerung gerufen. Meist ist es ja so, dass wir immer nur im Nachhinein gescheiter sind, wenn es gilt, die „Sünden“ einer übermäßig fetten und kalorienreichen Nahrung auszubügeln. Daher kann man den beginnenden Advent vielleicht gar dafür nutzen, um die wirklichen Sünden, die vor Gott, den Menschen und einem selbst geschehen, zu minimieren und gleichzeitig das Essen über eine längere Zeit gesund und vernünftig zu gestalten.

Gewürzmischung als Salzersatz:

Manche Menschen müssen krankheitsbedingt Salz meiden. Eine gesunde Alternative dazu ist ein Gewürz, das man aus folgenden getrockneten Kräutern mischt: Beifußkraut 5 Teile, je 3 Teile Thymian und Basilikum und 2 Teile Rosmarin. Die Mischung wird fein gerieben und dazu verwendet, wenn der Gaumen meint, das eine oder andere Suppen-, Fleisch- oder Gemüsegericht bräuchte noch mehr Geschmack. ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya