Schöne Augen auf prächtigen Blüten

15. September 2013

Mit Phantasie den Augentrost betrachten

Wie lange können Sie, lieber Leser dieser Zeilen, es aushalten, dem Gegenüber ins Auge zu blicken? Sie können es ja ruhig einmal zusammen mit Menschen Ihres Vertrauens austesten. Eine weit weniger anstrengende Übung ist es, in der Natur auf die Suche nach dem Augentrost (Euphrasia officinalis) zu gehen. Hat man diese äußerst schmucke Blume entdeckt, kann man an den geöffneten Blüten durchaus mit ein wenig Vorstellungskraft die Umrisse eines Auges samt Lidern entdecken. Dieses Signum (= Zeichen) des Gewächses aus der Familie der Sommerwurzgewächse nahm man in der Volksheilkunde vergangener Jahrhunderte zum Anlass, um bei den verschiedensten Erkrankungen des menschlichen Auges den Augentrost zur Linderung heranzuziehen. Es war kein Geringerer als Pfarrer Sebastian Kneipp, der eine Rückbesinnung auf das zwischenzeitlich vergessene Heilkraut herbeiführte. In der homöopathischen Medizin genoss der Augentrost ebenfalls bald einen hohen Stellenwert. Als Wirkstoffe des Krautes seien hier an dieser Stelle Gerbstoffe, ätherische Öle, Bitterstoffe, Cumarin, Rutin und die Euphrastansäure angeführt. Wer sich den Augentrost im Garten ansiedeln möchte, soll bedenken, dass der ideale Standort für diese Pflanze der Steingarten ist. Als Halbschmarotzer braucht er ebenfalls verschiedene niedrige und robuste Grassorten in seiner Nähe, um gut gedeihen zu können. So sehr die heilende Kraft des Augentrostes auch für die Sehorgane reserviert zu sein scheint, kann diese Droge mit Bedacht auch dafür verwendet werden, um die verschiedenen Schleimhäute des Körpers zu unterstützen.

Reizungen der Schleimhäute besänftigen:

Augentrost-Tee soll man bei innerer Anwendung möglichst sparsam dosieren. So nimmt man für einen Aufguss mit 1/2 Liter kochendem Wasser nur 1 1/2 Teelöffel voll des getrockneten Krautes. 15 Minuten zugedeckt ziehen lassen, abseihen und schluckweise trinken. Vor allem bei Entzündungen der Mund- und Rachenschleimhäute zu empfehlen, aber ebenso bei gereizter Magenschleimhaut. ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya