Hohe Ehre für eine große Frau

7. Oktober 2012

Hildegard von Bingen im Kreis der Kirchenlehrer

Naturheilkunde in der Tradition Europas verbinden wir oft mit dem Namen einer geistlichen und kirchlichen Frau: Hildegard von Bingen (1098 – 1179). Wir tun dies mit gutem Recht. Denn unser Kontinent hat seine geistigen Wurzeln in ein und demselben Boden, von dem aus die benediktinische Nonne ihren Blick zu Gott und zu allem Lebenden erhoben hat. Es ist daher sicher angebracht, nicht nur „nach Hildegard zu kochen und zu gärtnern“, sondern vielmehr die Schöpfung als Großtat Gottes neu in Betracht zu ziehen. Wer nämlich den Ursprung alles Geschaffenen im Schöpfer entdecken darf, der hat gleichzeitig einen viel sensibleren und ehrfurchtsvolleren Zugang zu den Gegebenheiten der Natur. Wenn auch manche Darstellungen der großen Visionärin Hildegard für uns heute verschlüsselt scheinen, so ist dennoch mit Hilfe der Aufzeichnungen ihrer Schau die Spur Gottes, die er für uns Menschen durch den ganzen Kosmos gezogen hat, unübersehbar. Die stetig neuen und tieferen Erkenntnisse der gegenwärtigen Naturwissenschaften können von daher nie im Widerspruch zum Schöpfungswerk Gottes stehen, sofern sie nicht durch humanen Irrtum mangelhaft sind. Glaube und Wissenschaft können einander sehr gut ergänzen, wenn sie sich jeweils in einem wahrhaftigen und respektvollen Dialog einander zumuten. Die heilige Hildegard hat schon vor Jahrhunderten ihren wertvollen Beitrag dazu geleistet. Dem Herrgott sei Dank für dieses große Geschenk an die Kirche und an die Menschen vergangener und künftiger Generationen!

Hildegard und der Mensch:

„O Mensch, schau dir den Menschen an: Er hat Himmel und Erde und die ganze übrige Kreatur in sich selber! In ihm ist alles verborgen schon vorhanden. Gott hat den Menschen nach dem Bauwerk des Weltgefüges, nach dem ganzen Kosmos gebildet. O wie herrlich ist die Gottheit, welche, indem sie schafft und wirkt, ihre eigene Wirklichkeit offenbart.“ Hildegard von Bingen
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