Pflanzen haben eine Sinnsprache

16. September 2012

An der Linde kann man sie ablesen

Wenn die Ernte größtenteils eingebracht ist und die Felder wiederum kahl daliegen, treten die Bäume wieder mehr in den Vordergrund. Bald werden sie sich in ein buntes Kleid hüllen, bevor die Blätter fallen und der Frost seinen alljährlichen Einzug hält. Obwohl die Pflanzen keine Wörter verwenden, ist ihnen doch eine Sprache eigen, die uns als Aufmerksame und Betrachtende einen gottgegebenen Sinn erschließen lässt. Als erstes spricht die Linde eine Einladung aus: „Komm her und ruh dich ein wenig aus! Egal, ob du gehetzt von der Arbeit kommst oder als Wanderer unterwegs bist, darfst du ein wenig inne halten und zur Ruhe kommen.“ Jeder Lindenbaum strahlt eine Herzlichkeit aus, die Gemeinschaft ermöglicht. Schon in ihrem Holz ist die Linde weicher als ihre Kolleginnen aus dem Reich der Laubbäume. Diese Eigenschaft haben sich viele Künstler zunutze gemacht, um in ihren Werken dem Stil ihrer Zeit entsprechend so manchem religiösen Geheimnis und so manchem Heiligen eine Gestalt zu verleihen. Indirekt stellt sich also die Linde zur Verfügung, damit wir jemanden oder etwas besser erkennen können. Diese Tatsache wiederum führt mich zu einer weiteren Frage an mich und an die Leser: Wie viel Raum gebe ich den Menschen, die mit mir das Leben teilen, damit sie zur Entfaltung kommen? Bin ich mehr auf mich oder auf die Gemeinschaft bedacht? Bin ich als Person überhaupt willens und fähig, Gemeinschaft und Gemeinsames zuzulassen? In der Hitze des Alltags geht dieses Fragen oft unter. Am Tag des Herrn aber darf es neu anklingen; am besten im Schatten eines Lindenbaums.

Heuschnupfen hintanhalten:

Morgens nach dem Aufstehen trinkt man eine Schale Löwenzahnblätter-Tee, dem man ein wenig frischen Zitronensaft beifügt. Am Abend wiederum nimmt man dann eine Schale Lindenblütentee gemächlich und schluckweise zu sich. Drei Linden Ölbild Adolf Blaim
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