Das Sprechen am Morgen

31. Oktober 2020
Lungenkraut tut der Stimme gut Haben Sie sich schon an die neue Zeit gewöhnt? Nun gut, es ist ja prinzipiell angenehm, wenn man – wie am letzten Sonntag – gleichsam eine ganze Stunde geschenkt bekommt, weil die Uhren eben dafür zurückgedreht wurden. Aber dennoch bedeutet es für den ganzen Organismus, sich in seinem Tagesrhythmus neu einzupendeln. Und das spürt man dann sowohl am Abend als auch genauso am Morgen. In der Früh kommt oft noch ein anderes Problem hinzu, das ich heute mit dem Lungenkraut (Pulmonaria officinalis) ein wenig beleuchten möchte. Manchmal gilt es nämlich schon bald nach dem Aufstehen und dem Frühstück, die Stimme zu erheben. Bei mir im Kloster ist es so, dass ich noch vor der ersten Mahlzeit des Tages in der Kirche zusammen mit den Mitbrüdern die Psalmen singe und auch dort die Lesungen vortrage. Da kann es schon vorkommen, dass ein so genannter Frosch im Hals die Lautäußerungen ziemlich erschwert. Oder ich bin einfach nur heiser, vor allem dann, wenn mich eine Erkältung erwischt hat. Im Lungenkraut sind wertvolle Gerbsäuren, Saponine und auch Schleimstoffe eingelagert, die im Falle einer rauen Stimme eine brauchbare Hilfe darstellen. Und es ist sicher gut, mit den Stimmbändern zeit seines Lebens ganz sorgsam umzugehen, damit sich eine Beeinträchtigung derselben nicht derart auswirkt, dass sich dort sogar eine chronische Schwäche festsetzt. Somit sind wir eben wieder beim Lungenkraut gelandet, das sich gerade im Herbst und im Winter vortrefflich dazu eignet, als Tee verwendet zu werden. Die hohe Saison des Raublattgewächses ist natürlich der Frühling, wo am feuchten Wald- und Auboden die Pflanzen grünen und ihre charakteristischen unterschiedlich gefärbten Blüten ausbilden. Das bringt ihnen dann die Volksnamen „Brüderchen und Schwesterchen“ oder „Hänsel und Gretel“ ein. Tee zum Trinken oder Gurgeln  Von den getrockneten und zerkleinerten blühenden Pflanzenteilen des Lungenkrautes nimmt man 2 Teelöffel voll. Mit 1/4 Liter kochendem Wasser übergießen und 15 Minuten zugedeckt ziehen lassen. Abschließend abseihen und mit etwas Honig und frischem Zitronensaft ergänzen. Um Heiserkeit zu mindern, trinkt man den Aufguss ziemlich warm gleich in der Früh. Oder man verwendet ihn ungesüßt zum Gurgeln, um einen rauen Hals einer Besserung zuzuführen. www.kraeuterpfarrer.at Lungenkraut (Pulmonaria officinalis) ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya