Dicht am Wasser

17. Februar 2016

Die Erle und ihre Rinde

Es gibt eine Farbe, die mich jedes Jahr neu begeistert und die ich schwer beschreiben kann. Es ist kein Rot und auch kein Violett, kein Braun und schon gar kein Rosa. Es ist da irgendwo mitten drin. Und ich erspähe es immer dann, wenn sich z. B. im Frühling am Waldrand die ins Blühen geratenden Schwarzerlen entlang der Bachufer von den sattgrünen dahinter aufragenden Fichten abheben. Ich mag dieses eigenwillige Farbspiel, weil ich dann weiß, dass es wiederum wärmer und heller wird. Gewiss werden so manche Allergiker die Haare aufstellen, wenn ich wohlwollend über diesen Baum zu reden beginne. In manchen Medien wurde ja bereits darüber berichtet, dass die Pollensaison wieder einmal früher startet und somit auch der Erlenblütenstaub als Auslöser unangenehmer physischer Reaktionen ins Spiel kommt. Und dennoch möchte ich darauf hinweisen, dass bereits in den vergangenen Jahrhunderten der heilsame Effekt, der mit den Erlen in Verbindung steht, erkannt, niedergeschrieben und angewandt wurde. Man hat dabei in erster Linie die Blätter und deren heilsame Wirkung bei Geschwüren hervorgehoben. Die Schwarzerle zählt zu den Birkengewächsen und ist dafür prädestiniert, um an Gewässern die Ufer zu säumen und somit zu befestigen. Sie ist ebenso wie ihre weißrindige Verwandte eine Pionierbaumart, die vor allem mit feuchtem Boden und mit Staunässe gut zurechtkommt. Wenn es nun also dem Frühjahr zugeht, so ist hauptsächlich die Rinde an ihren Zweigen von Interesse. Sie kann nun ebenso wie im ausgehenden Herbst geerntet und getrocknet werden.

Für Mund und Haut:

Von einigen fingerdicken Ästchen der Schwarzerle können Sie die Rinde streifenweise abschaben und zum Trocknen in einem warmen Raum auflegen. Daraus lässt sich nach dem Zerkleinern derselben ein Tee im Heißaufguss aufbrühen, den man nach 15 Minuten abseiht. Dieser Rindentee eignet sich weniger zum Trinken als vielmehr zum Gurgeln bei Entzündungen im Mund- und Rachenbereich. Aufgrund seiner zusammenziehenden Wirkung kann man ihn ebenso für Hautabreibungen verwenden, um z. B. Narben besser verheilen zu lassen oder generell die Haut widerstandsfähiger zu machen. Schwarzerle ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya