Menschliche und pflanzliche Familie

27. Dezember 2015

Ein Blick auf die Melisse

Im liturgischen Kalendarium der römisch-katholischen Kirche ist für den heutigen Sonntag das Fest der Heiligen Familie vermerkt. So tritt für die Gottesdienstbesucher besonders die Schicksalsgemeinschaft der weihnachtlichen „Hauptakteure“ in Person von Jesus, Maria und Josef vor das betende und betrachtende Auge. Die Bibel schildert in wenigen Umrissen die Lebenssituation der Drei, die anscheinend in ihrer Aktualität heutigen Umständen oft sehr nahe kommt. Im botanischen Bereich sprechen wir ebenfalls von Familien. Damit werden Pflanzen je nach ihren äußerlichen Merkmalen klassifiziert und gruppiert. Die Melisse (Melissa officinalis) z. B. zählt derart eingeordnet zu den Lippenblütlern (Lamiaceae) und teilt somit die Verwandtschaft mit einer Vielzahl an wohltuenden und heilsamen Kräutern. Einige Beispiele seien hier angeführt. Der Salbei gehört genauso dazu wie etwa der Lavendel, das Basilikum, der Oregano, die Pfefferminze und der Thymian. Wahrscheinlich schwingt mit diesen bekannten Namen auch gleich das ihnen jeweils typische Aroma in unserer sinnlichen Erinnerung mit. Bei der Melisse haben wir es im Speziellen mit einem beruhigenden und stärkenden Kraut zu tun. Sie sammelt gleichsam im Sommer die Kraft der Sonne, die sie postwendend in ihrer Blühphase den besuchenden Bienen weitergibt. Einen Gutteil speichert sie zusätzlich in ihren grünen Pflanzenteilen, die dort auch nach dem Trocknen der gesammelten Blätter und Triebspitzen gespeichert bleibt. Jetzt im Winter ist es uns daher möglich, diese wohltuenden Reserven immer noch zugänglich zu haben. Vor allem Frauen, die es je neu schaffen, eine menschliche Familie zusammenzuhalten und zu versammeln, erfahren in dem Lippenblütler Melisse eine gute Unterstützung.

Tee mit Honig:

Während der Wintermonate steht es durch ihren oft aufreibenden Dienst geschwächten Frauen gut an, auf die Melisse zurückzugreifen. Dazu gießt man sich mindestens einmal pro Woche ein paar Tassen Melissentee im herkömmlichen Heißaufguss auf, um sie mit Honig gesüßt in Ruhe zu trinken. Das wirkt beruhigend, stärkt den Magen, löst Verkrampfungen und fördert eine gleichmäßige Periode. Melisse ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya