O Tannenbaum

23. Dezember 2015

Ein heilsamer weihnachtlicher Weggefährte

Auf der Suche nach einem edlen Material, das sich rund um den Advent und das Weihnachtsfest zum Schmücken und Dekorieren eignet, fragten viele von uns bestimmt nach Tannenreisig. So begehrt dieses auch ist, so rar ist es gleichzeitig meist zu haben. Denn seit langem hat in der Forstwirtschaft bereits die Globalisierung Platz gegriffen, was bedeutet, dass sich oft mehr Exoten in einem aufgeforsteten Revier befinden als uns und den gegenwärtigen Förstern recht ist. Die heimische Weißtanne (Abies alba) wurde vielerorts an den Rand gedrängt, weil man z. B. der Douglasie (Pseudotsuga menziesii), der Edel-Tanne (Abies procera) oder der Küstentanne (Abies grandis) mehr forstwirtschaftliches Gewinnpotential zutraute als dem alteingesessenen Holzlieferanten. Mittlerweile besinnt man sich erneut auf die bodenständigen Bäume, so sehr man sich gleichzeitig für niederschlagsarme Zeiten in naher Zukunft rüsten wird müssen. Uns geht es aber heute um den Weihnachtsbaum schlechthin, die heimische Tanne. Sie ist nicht nur edel in ihrer Gestalt. Wenn man z. B. ihre Rinde anritzt, gibt sie ein wohlduftendes Harz frei, das man körnerweise kauen kann. Die darin enthaltenen desinfizierenden Stoffe helfen mit, dass das Zahnfleisch gestärkt wird und die Mundhöhle eine natürliche Reinigung erfährt. Ich trage gleichsam Eulen nach Athen, wenn ich auf die bekannten Mai-Wipferl hinweise, die man schichtweise zusammen mit Zucker einlegen kann, damit daraus der geschätzte Maiwipferl-Sirup entsteht, der bei Beschwerden der Atemorgane herangezogen werden kann. Übrigens eignen sich die frisch ausgetriebenen Triebspitzen der Tanne, nachdem man sie geerntet und getrocknet hat, auch als Grundlage für einen schleimlösenden Tee. Bleiben wir jedoch beim Reisig der Tannen in ihrem gegenwärtigen Zustand. Da fällt nämlich ebenfalls eine Wohltat davon ab.

Das Aroma inhalieren:

Wer ohnehin mit dem Verarbeiten von Tannenbäumen und deren Zweigen beschäftigt ist, kann gleichzeitig eine gesundheitsfördernde Übung durchführen. Sobald an den Handinnenflächen etwas Harz vom Holz klebt, soll man die Hände zusammenfalten und zu einer Höhle formen, die man zur Nase führt und kräftig ein paar Mal einatmet. Auf diese Weise gelangen die wertvollen ätherischen Öle der Tanne in die Atemwege, um sie zu stärken. Dergleichen kann man tun, nachdem man mit den Handflächen kräftig über die Unterseite der Tannennadeln gerieben hat. Deren Aroma lässt auch das Gemüt aufleben. Tanne mit Holzscheibe ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya