Bitterkeit versus Säure

7. November 2015

Kalmuswurzeln und die Verdauung

So oft kann ich es hören: Stimmt’s, Herr Pfarrer? Gegen jede Krankheit ist ein Kräutl gewachsen! – Nun, diese Zusammenfassung hat unbestritten einen wahren Gehalt. Selbst formuliere ich dann den fragenden Zuruf gerne um: Für jeden Menschen gibt es eine Pflanze, die ihm ganz besonders helfen kann. Denn es ist meiner Meinung nach sicher besser, einen Sachverhalt positiv mit dem Wort „für“ darzustellen als andersrum. Der Kalmus ist ebenfalls ein Gewächs, an dem schon viele Generationen vor uns erkannt haben, dass er für die Gesundheit und das Wohlbefinden einen nicht zu geringen Wert besitzt. Im fernen China schrieb man ihm bereits vor etlichen hundert Jahren die Kraft zu, das Leben um eine größere Spanne verlängern zu können. Über die Handelswege gelangte der Kalmus im 16. Jahrhundert in den Westen, so dass er auch in Europa gepflanzt und genutzt wurde. Eine Umfrage nach der anderen bestätigt je neu, dass wir Mitteleuropäer, respektive die Österreicher, die Ernährung nicht unbedingt nach den gesundheitsförderndsten Maßstäben zu gestalten pflegen. Es nimmt also daher auch nicht Wunder, wenn die Verdauung dementsprechend darauf reagiert. Generell sind wir in dieser Beziehung meist übersäuert. Einen Magensäureüberschuss kennen wohl auch viele unserer Zeitgenossen. Im Darm wiederum können sich aus verschiedensten Gründen Gärprozesse entwickeln, die ihrerseits zu einem Unwohlsein und zu unliebsamen Blähungen führen. Jetzt widerspreche ich mir selbst und behaupte, dass man dagegen (und nicht wie oben: dafür) etwas tun kann. Die Herbstphase ist Wurzelzeit. Daher dürfen wir uns erneut auf den Kalmus und seine Wurzeln besinnen und ihn samt seinen Bitterstoffen für ein Austarieren der Verdauung heranziehen.

Kalmuswurzeln ansetzen:

Getrocknete und zerkleinerte Wurzeln des Kalmus (Acorus calamus) werden in einer Menge von 2 gehäuften Teelöffeln in 1/4 Liter kaltem Wasser 1 Stunde lang angesetzt. Beides zusammen anschließend kurz aufkochen und 5 Minuten ziehen lassen. Bei einem Überschuss an Magensäure und einem „gärenden“ Darm empfiehlt es sich ganz besonders, die Abkochung schluckweise zu trinken. Am besten vor den Mahlzeiten. Kalmus ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya