Sich wandeln lassen

1. November 2015

Pflanzen ebnen den Weg zum Himmel

Allerheiligen ist in erster Linie ein Festtag jener Menschen, die wir aus der christlichen Überzeugung heraus als Heilige bezeichnen. Sie scheinen uns oft weit weg und unerreichbar zu sein, vielmehr noch die Ideale, die sie zeit ihres Lebens verkörpert haben. Doch diese Persönlichkeiten waren im überwiegenden Teil von Geburt an ganz normale Erdenbürger, die jedoch das Licht des Himmels auf sich wirken ließen. Daher sind sie zu Vorbildern geworden. Pflanzen, und im Speziellen Heilkräuter, sind uns da schon viel näher. Sie begleiten unsere Lebensrealität als Gewürz oder als Salat, dringen in Teeform oder als Tinktur in unser körperliches Inneres und verschaffen uns Heilung und Stärkung. Es steckt aber noch mehr in ihnen. Wer die verschiedensten Gewächse genauer betrachtet, hat die Chance, an ihnen etwas abzulesen. Mein befreundeter Mitbruder, der Benediktiner P. Johannes Pausch, hat es in seinem Kräuterbuch „Meine Heilkräuter“ sehr gut beschrieben. Ein Mensch, der unter Schwächen und Süchten leidet, kann sich niemals zum Guten ändern, wenn er nicht die persönliche Realität ernst nimmt. Es geht darum, anzuerkennen, was ist. Heilkräuter kommen mit dem zurecht, wo sie stehen. „Sie nehmen wahr, was notwendig ist und dem Leben dient.“ Ja, es ist möglich, ein verwandelter Mensch zu werden. Ausgangspunkt ist jedoch der jeweilige wahrhaftige Ist-Zustand und der Wille, die Spiralen der negativen Lebensmuster zu durchbrechen, die von Generation zu Generation nur allzu Unmenschliches weitergeben. Wir wollen doch alle letztendlich in den Himmel kommen, oder?

Eine Hilfe ausfindig machen:

Bevor ich ein Heilkraut verwende und verarbeite, soll ich zuerst einmal stehen bleiben und dankbar staunen, dass es dieses liebenswerte Wesen überhaupt gibt. Daher gehe ich zu einem Baum, einer Hecke oder einem jetzt noch grünenden Gewächs, das auch ganz klein sein kann und betrachte es. Was fällt mir daran auf? Warum fühle ich mich von diesem wurzeltragenden Zeitgenossen angezogen? Kann ich selbst zu meinen „Wurzeln“, meiner Herkunft und meiner Lebensgeschichte „JA“ sagen? Geh weder an diesen Fragen noch an den Pflanzen vorüber. Nicht nur gegen jedes Leid, sondern vielmehr für jeden Menschen ist ein Kraut gewachsen. Kräuterstrauß ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya
Kategorien: Nachlese