Der Ulme unter die Haut schauen

18. September 2014

Ihren wertvollen Bast entdecken

Sehen Sie sich gerne gruselige Filme oder die verschiedenen zu später Stunde ausgestrahlten Streifen mit Action und viel Krach und Feuer an? Dabei kann es schon passieren, dass so manche Szene ganz schön unter die Haut geht. In den Kinos wird einem dergleichen auf der Leinwand optisch noch viel größer vor Augen geführt. Da hilft es ein wenig, wenn man – mit schwächerem Gemüt bestückt – sich die Hand vor die Augen hält, um die Gräuel vorüberziehen zu lassen. Den Bäumen draußen in den Parks und unseren Wäldern bleibt das eben Geschilderte nach menschlichem Ermessen erspart. Die Ulmen, die stellvertretend für ihre Kollegen heute vor den Vorhang gebeten werden, haben in fortgeschrittenem Alter eine durchaus dicke Haut, an der Wetter und schädliche Umwelteinflüsse förmlich abprallen. Aber dennoch soll man das Lebewesen Baum in seiner ihm eigenen Sensibilität nicht unterschätzen. Gerade unter der grauen zerfurchten Borke spielen sich die wichtigsten Prozesse ab, die den pflanzlichen Riesen am Leben erhalten. Und dort ist er auch am verletzbarsten, wenn man von der fällenden Tätigkeit der Menschen absieht. Das Schlagwort „Ulmensterben“ weist uns darauf hin, dass es eben auch für Bäume nicht selbstverständlich ist, ein hohes und mehrere Menschengenerationen umfassendes Alter zu erreichen. Schädliche Pilze dringen dabei unter die „Haut“ der Ulmen und verlegen die dünnen Kapillarleitungen, die als Versorgungsbahnen die Korrespondenz zwischen Wurzel und den obersten Zweigen aufrecht erhalten. Der sensible Bereich der Ulmen, der unter ihrer Borke verborgen liegt, steckt auch voller heilender Kräfte. Das wussten schon unsere Altvorderen, die noch genug Ulmen in unmittelbarer Umgebung stehen hatten.

Ulmenbast bei Rheuma und Gicht:

Von im eigenen Garten gewachsenen oder bei Schlägerungen anfallenden Ulmenstämmen und -ästen (am besten von der relativ häufigen Bergulme, Ulmus glabra) kann man die Borke ablösen und die Innenrinde (= Bast) herausschaben. 15 g dieses getrockneten Baumelements werden in 1/2 Liter kaltem Wasser über Nacht angesetzt. Morgens gut aufkochen, abseihen und in eine Thermosflasche füllen. Trinkt man den Absud tagsüber schluckweise, hat dieser eine harntreibende und lindernde Wirkung. Das erweist sich sowohl bei Verdauungsschwäche und Schlaflosigkeit sowie als begleitende Maßnahme bei Rheuma, Gicht und Wassersucht als hilfreich. Bergulme ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya