Die Gelassenheit fördern

17. November 2013

Mit der Weinraute den Tag beginnen

Ein eher im Sprachgebrauch antiquiertes Wort für die innere Ausgewogenheit lautet Gleichmut. Ich bin doch stets von neuem überrascht, wie viel feine Schattierungen und Nuancen unsere Muttersprache zu umschreiben weiß. Normalerweise kennen wir diese Stärke von anderen Sprachen. Dennoch sollten wir das Eigene ruhig schätzen. Immer gleichen Mut haben: das kann nur bedeuten, in den verschiedenen emotionalen Regungen und Lagen das Wesentliche nicht aus den Augen zu verlieren. Gefühle und die daraus resultierenden Schwankungen kommen und gehen. In unserem Inneren befindet sich aber ein nicht sichtbarer Grund, in den hinein wir nach Bedarf unseren seelischen Anker werfen dürfen. Schon Kaiser Karl der Große hat gewusst, dass es Pflanzen gibt, denen man, um den Menschen in ihren Beschwerden zu helfen, ein besonderes Augenmerk zuerkennen soll. So ließ er z. B. die Weinraute, die ursprünglich nur in mediterranen Gefilden ihre Wurzeln schlug, in den Klöstern nördlich der Alpen anbauen. Von dort aus gelangte dieses duftende Gewächs in die Bauerngärten und wurde so in der Naturheilkunde durchaus wirksam eingesetzt. Aber kehren wir zurück zu unserer jeweils unterschiedlichen Verfasstheit. Sehr oft stehen wir in einer Spannung zwischen unserem Denken und Wollen. Wie oft planen und sinnen wir herum. Ach, es wäre doch vieles so schön, wenn das liebe Wörtchen „wenn“ nicht wäre! Und es geht doch eigentlich nur darum, das momentan Mögliche und Realistische zu verwirklichen. Ein Zuviel an Erwartungen kann sich dabei als Hemmschuh herausstellen. Zudem übersehen wir, dass oft viel mehr möglich ist, als wir uns selbst und anderen zutrauen. Ja, mit dem Gleichmut stellt sich schließlich auch ein Gleichgewicht zwischen unserem geistigen und materiellen Streben ein. Und das ist immerhin nicht gerade das Schlechteste, um das Leben zu bewältigen.

Weinrauten-Tee am Morgen:

Von frischem oder getrocknetem und zerkleinertem Weinrauten-Kraut (Ruta graveolens) nimmt man 2 schwache Teelöffel voll und übergießt diese mit 1/4 Liter kochendem Wasser. 15 Minuten ziehen lassen und dann abseihen. Trinkt man am Morgen eine Tasse voll Weinrautentee, kann man auch noch 5 Tropfen Baldriantinktur hinzufügen, um das Gefühl zu fördern, schwierigen Herausforderungen gewachsen zu sein. ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya