Der Baum des Lebens

29. März 2013

Das Kreuz als positives Symbol

Ende des 6. Jahrhunderts nach Christus wirkte im französischen Portiers der Bischof Venantius Fortunatus. In seinen vielen wertvollen Schriften finden sich auch Hymnen, die das Kreuz Christi in einer ausdrucksstarken Weise besingen. In den vergangenen beiden Wochen erklangen diese Texte durch das Beten und Singen des Stundengebets in unseren Domen und Klöstern. Heute, am Karfreitag, treten die Worte des Bischofs von Portiers ganz stark in den Vordergrund. In den beiden ersten Strophen heißt es dort: „Heilig’ Kreuz, du Baum der Treue, edler Baum, dem keiner gleich, keiner so an Laub und Blüte, keiner so an Früchten reich: süßes Holz, o süße Nägel, welche süße Last an euch. – Beuge, hoher Baum, die Zweige, werde weich an Stamm und Ast, denn dein hartes Holz muss tragen eine königliche Last. Gib den Gliedern deines Schöpfers an dem Stamme linde Rast.“ Gewiss entspricht diese Dichtung nicht unbedingt der Alltagssprache und vielleicht auch gar nicht der persönlichen Erfahrung, die viele von uns mit Kreuz und Leid gemacht haben. Es braucht einige Zeit, um über den tiefen Inhalt des Kreuzeshymnus nachzudenken. Aber diese Zeit darf ruhig auch sein. Denn wer auf das Kreuz Christi schaut, kann sich auch besser mit seinem eigenen Kreuz identifizieren. Das Kreuz ist niemals das Ziel. Es ist vielmehr eine Brücke, ein Weg vom Tod ins Leben. Durch das Kreuz wurde das Minus, das durch so viel Unvermögen des Menschen vor die Welt gesetzt wurde, durchgestrichen und so zum Plus verwandelt, das Gott ohnehin seit Ewigkeit für seine Schöpfung parat hatte.

Andere und sich selbst segnen:

Das positive Plus-Zeichen des Kreuzes lässt meinen Tag viel besser beginnen. Wenn ich das Kreuzzeichen auf die Stirn eines geliebten Menschen setze oder mich selbst damit bezeichne, verbreitet sich der Segen Gottes und erreicht vielleicht auch so manches versteinerte Herz. (Foto: Ikonostase aus dem Stift Geras)
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