Hingehen, wo nichts ist

15. Februar 2013

Das Johanniskraut für die Fastenzeit

Das Waldviertel ist ein schöner Flecken Erde. Ich danke dem Herrgott, dass ich in so einem schönen Landstrich zur Welt kommen durfte. Die Versuchung aber, diese Gegend durch die sprichwörtliche „rosa Brille“ zu betrachten, wird mir in der Arbeit zusammen mit den Menschen vor Ort nur selten gewährt. Durch die global fortschreitende Urbanisierung zieht es immer mehr junge Einheimische in die Städte, wo die Möglichkeit zur Arbeit gegeben ist. Denn, wer will schon dort für seinen Unterhalt sorgen, wo sich anscheinend nichts abspielt? Das Johanniskraut entspricht ganz und gar nicht diesem Trend. Es zählt zu den so genannten Pioniergewächsen, was so viel bedeutet, als dass dieses Gewächs dort Wurzeln fasst, wo gerade nichts gedeiht und wo die Bedingungen alles andere als gerichtet und aufgeschlossen – um ein Bild von Bauplätzen zu nehmen – sind. Das trifft vor allem auf Brachflächen, Schotterhalden, Kahlschläge, Wegränder und Bahndämme zu. Es weist allein schon der Name des angesprochenen Heilkrautes darauf hin, dass man in seinem Zusammenhang mit wüsten Gegenden rechnen muss. Denn der heilige Johannes der Täufer lebt und predigt in der Wüste, um die Menschen auf Gott aufmerksam zu machen, abseits vom lauten Getriebe der Marktplätze, Basare und Häfen. Das öde Land ist immer auch Land der Reinigung. Blicken wir nur auf die biblische Erzählung, in der wir den Zug der Israeliten mitverfolgen dürfen, ehe sie in das gelobte Land einziehen können. Das Johanniskraut hat für mich in diesen Tagen eine starke Aussagekraft. Diese möge auch bei vielen Aufmerksamen zu Wort kommen.

Das Leben hat viele Seiten:

Der lange naturheilkundliche Gebrauch des Johanniskrautes hing immer mit einer Schieflage des psychischen Gleichgewichts der jeweils betroffenen Menschen zusammen. Betrachten wir also mithilfe dieser Seelenhelferin unser Leben, wie es ist. Lassen wir uns nicht einlullen von der Devise: „Dir darf es niemals schlecht gehen!“, sondern nehmen wir unsere derzeitige Existenz ernst, ohne uns ablenken zu lassen. Das Johanniskraut ist da schon einen gesundheitsfördernden Schritt voraus.
Kategorien: Nachlese