Mit den Blumen sprechen

17. Juni 2012

Und zuvor die Kräuter zu Wort kommen lassen

Ist jemand noch ganz bei Trost, wenn er oder sie mit den Pflanzen im Zimmer, auf dem Balkon oder im Garten spricht? Wer meint, hier eine psychische Abnormität zu entdecken, der soll ruhig bei seinem Bild, das eine lebendige Beziehung zwischen Mensch und Pflanze ausschließt, bleiben. Ich kenne Gottseidank zahlreiche Beispiele, wo Garten- und Pflanzenliebhaber mir oft berichten, dass sie mit ihren grünen Freunden einen regelrechten Dialog führen. In meinem Garten hab ich schon vor längerem ein paar Säuleneichen gesetzt, von denen eine partout nicht antreiben wollte. Obwohl ich meinte, dass sie nicht mehr antreiben würde und ihre Kolleginnen schon ganz im Laub standen, begann sie vor kurzem auszutreiben und Blätter zu bilden. Meine Mitarbeiterin hatte nämlich die Hoffnung nicht aufgegeben und immer wieder durch Gießen und Zureden ein kleines Wunder bewirkt. Ja, es ist gut, mit den Pflanzen zu sprechen. Besser ist es noch, sich in das Leben der Kräuter einzufühlen und auf ihre Gestalt, ihren Standort und auf ihre Farben zu blicken und so für das eigene Leben seine heilsamen Schlüsse zu ziehen. Hermann-Josef Weidinger nannte eines seiner zahlreichen Bücher nicht zu Unrecht: „Stumme Kräuter plaudern“.

Ein geistlicher Rat:

Paul vom Kreuz (1694 – 1775), der Gründer des Passionistenordens, schrieb einst in einem seiner Briefe: „Gönnen Sie Ihrem Geist durch berechtigte Entspannung die nötige Ruhe. Gehen Sie draußen allein spazieren und lauschen Sie der Predigt, die die Blumen, die Bäume und Kräuter halten, der Himmel, die Sonne, ja die ganze Natur. Sie werden entdecken, dass sie uns von der Liebe und vom Ruhm Gottes predigen, und Sie werden Sie einladen, die Großtaten jenes Göttlichen Künstlers zu preisen, der ihnen allen das Sein gegeben hat.“ Stumme Kraeuter plaudern
Kategorien: Nachlese